Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wie gut doch die Worte aus der Heiligen Schrift tun, die wir soeben gehört haben - gerade in diesen Tagen, in denen wir unser Leben grundlegend ändern müssen: denken wir nur an das Händeschütteln und die persönlichen Begegnungen, die wir weitest gehend einschränken sollen; die Besuche in Spitälern und Pflegeheimen, die nur in äußersten Notfällen erfolgen dürfen, um uns selbst und die anderen, insbesondere die Risikogruppen - und das sind die älteren Menschen - zu schützen. Täglich, ja stündlich wurden in den letzten Tagen neue Regelungen verordnet; eine Schlagzeile über die Ausbreitung dieser vor Wochen noch weit von uns fern aufgetretenen Krankheit jagte die andere - viele andere wichtige Fragestellungen unserer Welt werden angesichts eines Virus in den Hintergrund gedrängt: Syrien und der Nahe Osten, die flüchtenden Menschen, die weltweite Klimakrise mit allem, was uns vor einigen Monaten zutiefst bewegt hat; der Hunger in der Welt und das unnötige Sterben abertausender.
Mittendrin in all diesem Durcheinander der Welt, mittendrin in all den Verunsicherungen, die uns nun verdeutlicht vor Augen führen, wie sehr wir Menschen rund um den Erdball eine Menschheit und aufeinander angewiesen sind, mitten drin in diesen dramatischen Vorgängen der Welt feiern wir Liturgie, hören gemeinsam das Wort Gottes und halten das eucharistische Mahl miteinander - in dieser Form der Öffentlichkeit heute wohl für eine geraume Zeit zum letzten Mal.
2. In der ersten Lesung war zum einen vom Volk die Rede, dem nach Wasser gedürstet hat - mitten in der Wüste, in der totalen Verunsicherung. "Was lässt mich leben?" scheinen viele Mose zu fragen - ja, mehr noch: "Werde ich leben?" Das Volk ist unterwegs ins Gelobte Land und weiß sich immer wieder aufs Neue herausgefordert, die Orientierung an Gott zu erneuern.
Und dann haben wir im Evangelium von der Begegnung Jesu mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen gehört, in dem vom Leben und vom Wasser für das Leben die Rede ist. Viele dürsten danach - nicht nur in diesen Tagen der Begegnung mit den Folgen des Corona-Virus. Vor einigen Jahren bin ich an diesem Ort im Westjordanland gestanden, über dem ein mittlerweile in die Jahre gekommener orthodoxer Priester eine Kirche gebaut hat, und ich sah, wie tief da schon vor Jahrhunderten gegraben werden musste, um Leben in der Gestalt von Wasser schöpfen zu können. Als ich aus der Kirche herauskam, waren plötzlich Schüsse aus dem nahegelegenen Flüchtlingslager in Nablus zu hören. Und ich dachte mir: "Wie gut doch dieser Ort in der Verunsicherung des Lebens der Menschen hier tut, an dem Hoffnung mitgegeben wird."
3. "Hoffnung [..] lässt nicht zugrunde gehen" haben wir in der zweiten Lesung vernommen. Glaube - ganz allgemein gesprochen - könnte umschrieben werden mit "Hoffnung, dass das letzte Wort über mich noch nicht gesprochen ist". Als einer von den Bischöfen in Österreich möchte ich Ihnen allen, in welcher Situation Sie sich am heutigen Sonntag auch immer befinden mögen, genau diese Hoffnung zusprechen: ob Sie krank sind, ob Sie für Kranke und Pflegebedürftige arbeiten, ob Sie im öffentlichen Dienst oder in der Wirtschaft dazu beitragen, damit das alltägliche Leben unter diesen zur Zeit erforderlichen Umständen möglich ist, ob Sie Angst haben vor dem, was noch auf uns zukommen kann und Ähnliches. Es ist die Hoffnung, die wir Christen seit 2.000 Jahren in diese Welt einstiften wollen und die uns erfahren lässt, dass wir nicht allein sind, dass ich nicht allein bin, dass du nicht allein bist: Weil ER mit uns an unserem Lebensbrunnen sitzt und sich all das Durcheinander in unserem Leben anhört und festem Boden des Glaubens unter den Füßen eröffnet.
4. Auch wenn in der nächsten Zeit die tragenden Feiern in und mit der Kirche in der gewohnten Form nicht möglich sind, seien Sie gewiss: unsere Priester und all jene, die in den verschiedenen Religionsgemeinschaften unseres Landes sich um die Menschen sorgen, stehen betend stellvertretend ein. Wir bringen in unseren Gebeten und in unseren gottesdienstlichen Feiern, auch wenn sie nicht öffentlich sein werden, alle vor Gott hin. Wir ermuntern zur Solidarität unter den Menschen, weil der Einsatz füreinander und damit der Einsatz für das Miteinander auch unter erschwerten Bedingungen deutlich macht: "Du bist nicht allein!" Alle unsere Seelsorger und Seelsorgerinnen werden sich darum mühen, im Bereich des Möglichen persönlich für Anliegen da zu sein - natürlich auch über das Telefon. Ich weiß: in diesen Wochen wird unsere Kreativität gefragt sein, unser Einstehen unter ganz anderen als den üblichen Bedingungen, die wir gewohnt sind. Aber, wir dürfen gewiss sein: Gott ist mit uns! Und weil Christen aus diesem Vertrauen, aus dieser Hoffnung leben, werden wir die Kirchen offenen halten für das persönliche, stille Gebet, werden wir die sozialen Netzwerke und die neuen Medien nutzen, um Gottesdienste von unterschiedlichsten Orten zu übertragen, werden wir Anrufe tätigen, um unsere Nähe zu anderen zu pflegen und uns mit noch vielen anderen auf unerwartete Weise auf das Fest des Lebens, auf Ostern, vorbereiten. Es ist jener Höhepunkt im Lauf eines Jahres, an dem uns Christen augenscheinlich wird: ist Dein Planen, Mensch, auch durchkreuzt - bei Gott ist Heil, bei Gott ist Leben, bei Gott ist Hoffnung!
Folgende biblische Lesungen wurden verkündet:
1. Lesung: Ex 17,3–7;
2. Lesung: Röm 5,1–2.5–8;
Evangelium: Joh 4,5–42