Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Wenn das Jahr sich wendet, wie es in einem Lied heißt, das oft in den Kirchen rund um Weihnachten gesungen wird, dann kann das Leben von zwei Seiten betrachtet werden: von der des "zu Ende Gehens" und von der, die einen neuen Anfang setzt. Theologisch ausgedrückt könnte diese Wende angesichts der unter den Fingern zerrinnenden Zeit mit dem Begriff des "neu Besinnens" umschrieben werden, das - ins Leben herabgebrochen - umdenken, ja "umkehren" bedeutet.
2. Vieles hat uns heuer beschäftigt – die Flüchtlinge im Mittelmeer, der Brexit, mehrere Wahlen, Verfolgung von Christeb, das wachsende soziale Ungleichgewicht oder die Umweltkrise. Gerade deswegen spricht die im Herbst viel beachtete "Amazoniensynode" von einem mehrfachen notwendigen Umdenken, bei der Umwelt, im sozialen Bereich, von dem sich die Kirche in einem Gebiet der Erde herausgefordert weiß, das größer ist als unser Heimatkontinent. Ich komme mehr und mehr zur Überzeugung, dass eine "Wende" unseres Verständnisses von Kirche auch hier bei uns Not tut, wenn wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr stehen und uns eben im Markusevangelium das Wort der Umkehr so prägend wird. Die ersten Jünger machen das mit jener Selbstverständlichkeit deutlich, mit der sie alles liegen und stehen lassen, was bislang ihr Leben ausgemacht hat, um sich ganz "hinter IHN" und damit in SEINEN Fußspuren zu begeben. Lassen Sie mich in Kürze dieses Umdenken, diese wesentliche Reform der Kirche, benennen, das in unserem diözesanen Zukunftsbild schon seit geraumer Zeit als Richtschnur für das kirchliche Leben dient.
3. Die Teilnehmer der Amazoniensynode sprechen in ihrem Schlussdokument, das als nachsynodales, päpstliches Schreiben veröffentlicht wurde, vom unumgänglichen ökologischen und sozialen Umdenken. Diese wesentlichen Herausforderungen dürfen uns nicht kalt lassen. Oft wurden wir durch zumeist junge Menschen daran erinnert, dass wir unsere Welt, SEINE Schöpfung, den nachfolgenden Generationen in ihrer vollen Schönheit hinterlassen müssen. Denn der Schöpfungsauftrag der ersten Seiten der Bibel ist keiner, der uns auffordert, Nomaden ähnlich alles abzugrasen um dann Ausschau nach neuen Weiden zu halten, ganz einfach deswegen, weil es keinen zweiten Planeten in Reichweite gibt. Erst ein "guter" Lebensstil erlaubt es, uns alle als Ebenbilder Gottes wahrzunehmen. Ökologische Fragestellungen und die sozialen Herausforderungen müssen - und das hat Papst Franziskus schon vor fünf Jahren mit seiner Enzyklika "Laudato sí" deutlich gemacht - zusammen gesehen werden und sind Hauptschauplätze christlichen und damit auch kirchlichen Engagements. Gott und Welt sind seit Christi Geburt nicht mehr zu unterscheidende Größen, sondern aufeinander bezogen, da Gottes Sohn ganz und gar Mensch wurde.
4. Die Amazoniensynode fordert auch ein kulturelles Umdenken in den Diözesen im Teil der Welt, der als "Lunge der Erde" bezeichnet wird. Christ zu sein bedeutet nämlich nicht, über allem stehende Glaubenswahrheiten fehlerfrei deklamieren zu können, sondern fordert uns heraus, in unserem Lebensumfeld durch unsere Worte und Taten die Fußspuren unseres HERRN zu hinterlassen. Letztendlich zählt allerorts, dass sich die "Samen des Wortes Gottes" - wie es das Zweite Vatikanische Konzil zum Ausdruck bringt - innerhalb der lokalen Kultur entwickeln können.
5. Das pastorale Umdenken auf der Synode benennt eine Herausforderung, der sich die Christenheit in den weit voneinander entfernten Gemeinden zu stellen hat. Wie wird Kirche gelebt, die vielfach keine einheimischen Priester kennt, weil viele nur selten vor Ort ihren Dienst versehen können? Wie kann das Leben des Auferstandenen vor Ort bezeugt werden und bleiben, wenn die Sakramentenspendung nicht einfach delegierbar ist? Sie merken: angesichts der innerkirchlichen Fragestellungen bei uns daheim gilt es, das Wesentliche von Kirche auch in unseren Breiten in Erinnerung zu rufen, nämlich dass ER immer dort lebt, wo zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind.
6. Schließlich fordert die Versammlung synodales Umdenken in einem durch die Kolonialisierung stark vom "machismo" geprägten Umfeld. In unsere Breiten übertragen bedeutet dies, die Vielfalt der Berufungen, die letztlich den Leib Christi bilden, zum Wohl und Heil der Menschen einzusetzen. Durch die letzten 150 Jahre ist kirchliches Leben in unseren Breiten auf den Priester und die geweihten Amtsträger hin gelebt, gestaltet und erfahren worden. Nun steht das gemeinsame Suchen nach dem rechten Weg für die Menschen in einer immer komplexer werdenden Wirklichkeit im Zentrum von gelebter Kirche.
7. Ja, wenn der Tag und vor allem das Jahr sich wenden, tut sich manches auf, das der Besinnung und damit auch Neuausrichtung bedarf. Christsein ist kein Ruhekissen, sondern ein beständiger Aufbruch, weil wir stets aufs Neue herausgefordert sind, dem Evangelium in unseren Breiten zu Strahlkraft zu verhelfen.
Bei der Jahresschlussandacht wurde folgende Schriftstelle verkündet:
Mk 1,14-17a