Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Rund um die Welt bezeugen Menschen heute ihren Glauben und bringen sich damit in die Gesellschaft ein, in der sie leben. Sie tun es in unterschiedlichster Art und Weise. Sie tun es mit dem Brustton der Überzeugung. So manche tun es zaghaft. Menschen tun es vielleicht auch nur deswegen, weil es Brauch und Sitte ist, ohne darin einen Ausdruck persönlichen Glaubens zu sehen. Andere wiederum sehen die freien Tage, die in vielen Staaten der Welt aufgrund der Bedeutung dieses Festes gewährt werden, lediglich als willkommene Ruhezeit zur Erholung und genießen eine Auszeit. Weihnachten und die Menschwerdung Gottes zu feiern ist - wenn wir unsere Welt und damit die Menschen in ihr wirklich ernstnehmen[1] - bei weitem nicht für alle Ausdruck der persönlichen Lebens- und Glaubensüberzeugung.
2. Ich halte es für wichtig, auch das an- und ernstzunehmen, wurde uns doch eben im Evangelium des heutigen Festtages etwas zugemutet, das eines genaueren Hinsehens und Hinhörens bedarf: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Joh 1,14), wurde uns soeben aufs Neue verkündet. Tatsächlich tun wir gut daran, die Gegenwart Gottes in unserer Welt zu bekennen, denn es gibt so vieles, das sein "Darinnensein" nötig hat. Zu oft erscheint es so, als ob Gott längst nicht mehr da wäre. Krieg und Terror sind präsent wie selten. Fragen rund um Gesundheit, Pflege und rund um Menschen, die an den Rand gedrängt sind hier ebenso zu nennen. Die Angst der Menschen, vor allem vieler Jugendlicher, um die Zukunft, um die eigenen Lebensmöglichkeiten, um die Schöpfung, um das gemeinsame Haus "Erde", das wir bewohnen, greift um sich und scheint Hoffnungskeime der nötigen Veränderung im Umgehen mit unserer Mitwelt brutal zu ersticken. Armut, Not und Elend, die uns immer wieder in den Nachrichten vermittelt werden, ist oft "nur" eine recht ferne Erfahrung, die uns vielfach erst dann aufrüttelt, wenn es Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung betrifft. Fragen rund um die Änderung unseres persönlichen Lebensstils, damit Generationengerechtigkeit nicht nur in Worte gebracht, sondern auch gelebt wird, sind genauso zu benennen wie die Unsicherheit, weil sich die wirtschaftliche Lage trotz des Erfolges des heurigen Weihnachtsgeschäftes einzutrüben scheint - verbunden mit den Fragen rund um den eigenen Arbeitsplatz. Dass Gott in alledem mitten drin und unter uns Menschen ist, lässt uns die Zukunft trotz aller Widrigkeiten mit Zuversicht und Hoffnung sehen. Dies ist zu verkünmden, weil es "Kerngeschäft" unseres Dienstes ist, den wir als Christen, wir als Kirche zu leben berufen sind, indem wir diese Botschaft der Welt ansagen und ihr entsprechend zu leben versuchen.
3. Noch deutlicher und tiefer gehender könnte das Mitsein Gottes unter uns Menschen mit dem Wort des "Zeltens" umschrieben werden: Gott hat in Jesus Christus sein Zelt unter uns aufgeschlagen[2]. Wie doch dieses Mitsein Gottes als schützendes Dach für uns Christen und die Kirche bedeutend und handlungsleitend sein könnte! Es geht nicht darum, das vorher Benannte achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen. Wenn wir wirklich (!) ernstmachen mit der Realität Gottes mitten unter uns zerbrechlichen Menschen, muss es für die Jüngerinnen und Jünger Christi also auch heißen, sich IHM ähnlich der fragilen Geborgenheit eines Zeltes zu nähern und nicht aus der sicheren Entfernung des bloßen Betrachters. Papst Franziskus wird Zeit seines Pontifikats nicht müde, diese Sendungsperspektive der Kirche in Erinnerung zu rufen, etwa wenn er uns ermutigt, uns nicht zu scheuen, zu Randgruppen aufzubrechen, oder wenn er die Kirche mit einem Feldlazarett vergleicht, das die Wunden der Menschen zu versorgen hat. Er nimmt dies auch dort in den Blick, wo er sagt, dass Prozesse wichtiger sind als Standpunkte. Denn: Gott ist eben da als der er da ist: nicht neben den Wirklichkeiten der Menschen, sondern mittendrin. Kirche in all ihren Lebensäußerungen und damit auch in ihren Strukturen, ihren Diensten und Ämtern ist nicht für sich selbst da, sondern lebt mitten unter den Menschen, um zu heilen, zu trösten und aufzuhelfen. Dort, wo bloß Standpunkte verteidigt werden - auch das ist ein Moment der Botschaft des zuvor verkündeten Johannesprologs - gilt: "Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn [als unter uns 'Ztelnden'] aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden." Eine große und tiefe Botschaft ist uns heute mitgegeben, die wir der Gesellschaft förmlich schuldig sind - ohne Überheblichkeit und dennoch klar, damit Orientierung zum Leben nicht verlorengeht. Wir alle tun gut daran, uns mehr dieser Botschaft anzuvertrauen und nach ihr zu handeln und damit mitten in der Welt für IHN Zeugnis zu geben und neue Zuversicht zu ermöglichen für den Erhalt SEINER und unserer wunderbaren Schöpfung auf unserem Weg hin zum Leben auf ewig bei IHM.