Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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1. Das, was in unseren Familien und in vielen Weltgegenden heute Abend und diese Nacht gefeiert wird, hat im Bekenntnis zum Evangelium, das uns soeben verkündet wurde, seinen Ursprung. Und wir tun gut daran, wenn wir das Geschehen, das sich in Betlehem vor mehr als 2000 Jahren wahrlich und real ereignet hat, in unsere Welt herein holen. Die Botschaft von Weihnachten ist nicht nur Erinnerung an ein längst vergangenes Ereignis, sondern sie ist eine ganz und gar heutige. Dies wird in unseren Häusern und Wohnungen durch Weihnachtskrippen deutlich gemacht, die jenes einzigartige Ereignis der Weltgeschichte bildlich vor unsere Augen bringen: Gott ist Mensch geworden. Wir alle sind eigeladen - und unser Papst hat es in einem seiner jüngsten Schreiben auch deutlich gemacht[1] - mit dem, was uns die Krippe nahelegt, unseren Glauben zu festigen.
2. Diese Krippen stellen das Ereignis, das sich tatsächlich in einer Höhle in Betlehem abgespielt hat, ohne Worte, aber nicht "wortlos" dar: Was sich damals in Armut und Elend - versteckt - in einem Winkel dieser, unserer Welt abgespielt hat, hat Bedeutung für die ganze Schöpfung, ja den Kosmos! Mitten drin in dieser unserer, immer wieder durch verschiedenste Ereignisse gepeinigten Welt, wird Gott aus Liebe einer von uns! Krippendarstellungen laden uns also ein, voll Zuversicht zu glauben, dass Gott nicht ferne ist, sondern jedem und jeder von uns ganz nah. Dadurch aber wird auch die Einladung an uns alle bildhaft ausgesprochen, unseren Nächsten jene Zuversicht und Hoffnung zu schenken, die der innere Kern des Glaubens sind. Wie notwendig doch die Botschaft der Weihnacht für uns und die Menschen, ja die Welt um uns herum ist!
3. In unseren Krippen sind meist auch jene dargestellt, denen als "Kleinkriminelle" der damaligen Welt die Botschaft der Menschwerdung Gottes als erste verkündet wurde. Hirten sammeln sich mit ihren Herden um die Futterkrippe, in welcher der Heiland der Welt liegt. Dass uns also durch Arme und Benachteiligte das Evangelium vertiefend nahegebracht wird, ist nicht nur ein Satz im Zukunftsbild unserer Diözese, sondern Realität von Anfang an. Jene, die auf die Zuwendung anderer angewiesen sind, jene also, die sich wie von selbst nach Gott sehnen und von ihm alles erhoffen und das auch dürfen, lehren uns Glauben. Auch uns - als Menschen, die an die Grenzen des Wachstums und die Grenzen des Machbaren stoßen, die uns mitunter in Angst und Schrecken versetzen - tut es gut, daran zu glauben, dass wir alles von Gott erhoffen dürfen. Lernen wir - neu - dieses Vertrauen! Damit sind auch wir als lebendige Menschen des 21. Jahrhunderts Teil unserer Krippe zu Hause: sie ist nicht mehr nur bildliche Darstellung und Erinnerung, sondern erwacht durch uns zu neuem Leben, regt uns an zu Vertrauen und Hoffnung.
4. Einen letzten Gedanken - anlehnend an unseren Papst - möchte ich in dieser hochheiligen Nacht noch mit Ihnen teilen: Zwischen Josef und Maria liegt das kleine Christuskind im Zentrum des Geschehens. Es zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ich jedenfalls ertappe mich stets dabei, als erstes mit angestrengtem Blick nach dieser "geistigen Mitte" der Krippe zu suchen, ihrem Herz sozusagen: "In der Schwachheit und Zerbrechlichkeit des Kindes verbirgt er [Gott] seine alles erschaffende und verwandelnde Kraft. Es scheint unmöglich, doch so ist es: In Jesus war Gott ein Kind und in dieser kleinen Gestalt wollte er die Größe seiner Liebe offenbaren, die sich im Lächeln des Kindes zeigt und wenn es jedem seine Hände entgegengestreckt", schreibt unser Papst: "Gottes Handlungsweise verwirrt, denn es scheint unmöglich, dass er auf seine Herrlichkeit verzichtet, um ein Mensch zu werden wie wir. Welch eine Überraschung ist es zu sehen, wie Gott unser Verhalten annimmt: Er schläft, trinkt die Milch der Mutter, weint und spielt wie alle Kinder! Gott ist wie immer verblüffend, unberechenbar und übersteigt ständig unsere Kategorien. Die Krippe zeigt uns also Gott, wie er in die Welt kam, und fordert uns heraus, über unser eigenes Leben inmitten der Schöpfung Gottes nachzudenken."
5. Lassen wir uns in dieser Nacht davon berühren, wie Gott sich uns gegenüber klein macht, um einer von uns zu sein. Gehen wir mit der Liebe Gottes ausgedrückt durch das Kindlein in der Krippe und mit seinem Segen hinein in unsere Welt!
[1] vgl. Apostolisches Schreiben Admirabile signum vom 1.12.2019 [http://w2.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/papa-francesco-lettera-ap_20191201_admirabile-signum.html 15.12.2019]
Die Schriftlesungen der Christmette:
1. Lesung: Jes 9,1–6;
2. Lesung: Tit 2,11–14;
Evangelium: Lk 2,1–14