Jedes Volk hat seine Initiationsriten. Handlungen und Prüfungen, die zumeist junge Menschen in den Stamm, das Dorf, oder in die Gruppe der Erwachsenen aufnehmen. Bei uns Katholiken ist es ähnlich. Wir sprechen von der Taufe aber nicht als Initiatiationsritus, sondern als Initaiationssakrament. Also einem Zeichen, dass die Liebe Gottes zum Täufling sichtbar macht. In der ersten Zeit des Christentums wurden ausschließlich Erwachsene getauft. Jeder Täufling musste sich für den christlichen Glauben entscheiden und in frei bekennen. Das war nicht immer ungefährlich, aber auch in unserer heutigen Zeit gibt es viele Länder, in denen die Zugehörigkeit zu Christus immense Nachteile und auch den Tod bringen kann.
Bei uns hier in Österreich ist des anders. Hier sind vor allem die Eltern, die um die Taufe ihres Kindes bitten, angefragt. Als Eltern treffen wir während der Entwicklung unserer Kinder immer wieder Entscheidungen, die dem Wohl des Kindes dienen sollen. Und wenn ich als Elternteil eines Kindes möchte, dass mein Kind mit der Geschichte, den Werten und Glaubensgrundsätzen unserer Gesellschaft aufwachsen soll, und ich bereit bin, diesen Glauben auch zu Hause vorzuleben und dem Kind helfe möchte, seinen Platz in der christlichen Gemeinschaft zu finden, steht der Bitte um die Taufe nichts im Wege.
Bewusstes christliche Leben und Weitergabe an die nächste Generation. Der Idealfall für das Christentum. Dass uns das nicht immer (voll) gelingt, ist menschlich. Dass ich vielleicht selbst nicht mehr mit den Riten und Gebräuchen der Kirche zurecht komme, ist zwar schade, aber noch lange kein Hinderungsgrund, mein Kind taufen zu lassen.Hier zählt der Wille, meinem Kind die Chance zu geben, ein christliches Umfeld kennen zu lernen. Sei es durch den Religionsunterricht, oder die Teilnahme an Kinder- und Jugendgruppen.
In der Taufe wird uns die unauflösliche Gemeinschaft mit Christus zugesagt. Ganz gleich wie sich das Leben des Täuflings entwickeln wird. Gott hält seine schützende Hand über uns und wartet - ja, kommt uns in unserem Leben entgegen.
Im Jahr 2019 wurden bei uns in Mürzzuschlag 21 Kinder getauft. 21 junge Menschen, die unseren Glauben weiter tragen sollen. Die ersten Jünger Jesu waren nur 12 und wer weiß, was alles passieren kann wenn wir eintauchen in die Liebe Gottes.
(Die Fotos wurden bei der Taufe von Jakob Meier am 6. Juni 2020 aufgenommen. Herzlichen Dank für die Zustimmung zur Veröffentlichung an Sigried und Moritz Meier.)