Viele Menschen streben nach „Spiritualität“, einem nicht vom Menschen erzeugten Sinn des Lebens, der Dinge, ja des Ganzen – einem Sinn, der, je weniger greifbar er ist, umso mehr psychische Energie bindet.
Philosoph Peter Strasser nähert sich der immer größer werdenden gesellschaftlichen „Sucht nach Sinn“ in einer von multiplen Veränderungen begriffenen Gegenwart an, thematisiert deren Gründe und bringt die Folgen für unser Gemeinwohl auf den Punkt:
Denn schließlich weiß der Spiritualitätsmarkt um die Bedürfnisse seiner Klientel. Es geht um einen „anderen Blick“ auf die Welt und das Leben – um eine Sichtweise, die den Kosmos wieder eine bedeutungsvolle Heimat sein lässt, deren Kräfte nur richtig genützt werden müssten, um mit dem Ganzen im Einklang zu leben.
Dagegen wäre nur wenig einzuwenden, hätte die Sucht nach Sinn nicht Konsequenzen, die ganz und gar nicht harmlos anmuten.
Die eine Konsequenz ist der unbelehrbare Hang, die sogenannte herrschende Vernunft – das aufgeklärte Denken und Fühlen – abzulehnen, abzukanzeln und schließlich offen zu bekämpfen. Dabei geschieht es unweigerlich, dass gewisse Schutzmechanismen der Demokratie verdächtigt werden, mit einer Wissenschaftsmafia gemeinsame Sache zu machen.
Die zweite Konsequenz: Es regen sich vehement Kollektivismen. Das Individuum, das diverse Spielarten der Lebenssinn-Industrie konsumierte, setzt schließlich – immerfort unbefriedigt und unbefriedet – auf Heilsversprechungen. Dabei werden Begriffe wie „Heimat“ und „Volk“ von Populisten totalitär aufgeladen.
Die Sucht nach Sinn ist, in unserer Zeit der globalen Krisen, der „Zeitenwende“, keine gute Voraussetzung für eine demokratische Umsetzung und Neuformulierung dessen, was man herkömmlich „Gemeinwohl“ nennt.
Wie ist die Frage nach dem Sinn einzuordnen und worin kann unser Beitrag im Sinne der Demokratiestabilisierung liegen?
Nach seinem Vortrag lädt Peter Strasser sehr herzlich zum Gespräch ein, wie „der Sucht nach Sinn“ und ihren Gefährdungen in unserer „Zeitenwende“ begegnet werden kann und sollte. Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen!
Referent: Univ.-Prof. Dr. Peter Strasser, Jahrgang 1950, Philosoph, unterrichtete am Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität Graz besonders die Fächer „Ethik“ und „Religiöses Denken“. 2014 erhielt Strasser, der für verschiedene in- und ausländische Periodika und Zeitschriften tätig ist, den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik. Zahlreiche Buchpublikationen. Zuletzt erschienen: „Des Teufels Party – Geht die Epoche des Menschen zu Ende?“, „Eine Hölle voller Wunder – Spätes Philosophieren“ sowie „Apokalypse und Advent – Warum wir da gewesen sein werden“, Wien, Sonderzahl Verlag, 2019 bis 2021.
Teilnahmebeitrag: € 20,00