Allerheiligenkirche
Geschichtliches zur Allerheiligenkirche
Die vorletzte Renovierung in den l980er Jahren bot den Anlass, die bis dahin nur bruchstückhaft bekannten historischen Dokumente zur Frühgeschichte der Kirche systematisch auszuwerten, und bei der jetzigen Renovierung wurden vom Bundesdenkmalamt auch die wünschenswerten archäologischen Grabungen durchgeführt. Deren wissenschaftliche Dokumentation ist zwar noch nicht publiziert, aber die wichtigsten Ergebnisse sind sichtbar und wurden von den Ausgräbern erläutert.
Gründung 1423
Sie bestätigen die Aussagen der historischen Schriftquellen und brachten darüber hinaus wichtige Erkenntnisse der Baugeschichte. Die Kirche wurde von der weststeirischen Ritterfamilie von Graden als Schlosskapelle zu ihrem (nicht mehr bestehenden) Schloss Baierdorf ,,von Grundt aufgebaut". Das berichtet die Stiftungsurkunde Peters von Graden von 29. Juni 1423 für den damals zuständigen Pfarrer von Straßgang über die in der Kapelle einzurichtende Kaplanei. Die Archäologen fanden über einen Meter unter dem Boden den unversehrten gotischen Bodenestrich und legten den mächtigen Altarblock frei. Indizien für einen älteren Vorgängerbau fanden sie nicht. Damit ist auch die aus journalistischer Phantasie entsprungene und vereinzelt bis heute abgeschriebene Behauptung einer frühmittelalterlichen Kirche endgültig widerlegt.
Zerstörung und Wiederaufbau um 1500
Aus historischen Quellen lassen auch zwei Zerstörungen oder Beschädigungen der Kirche bei den Türkenzügen von 1480 und 1532 wahrscheinlich machen. Die Archäologen fanden davon, wie auch in vergleichbaren Fällen, jedoch keine Spur. Historisch gesichert ist jedenfalls eine Wiederaufrichtung der Kaplanei 1515, und 1535 ist eine Neuweihe. Allerheiligen geriet im 16. Jh. in den Erbschaftsstreit nach den 1509 ausgestorbenen Gradnern und in den konfessionellen Streit zwischen den katholischen Pfarrherren und den evangelischen Schlossherren von Baierdorf. Zwischen 1596 und 1621 kauften die Freiherren bzw. Fürsten von Eggenberg fast ganz Baierdorf auf. Sie ließen das Schloss verfallen, und die nunmehrige Dorfkirche war von da an völlig abhängig vom guten Willen des Straßganger Pfarrers, der Grundherrschaft Eggenberg und einzelner Wohltäter. Die weitere Baugeschichte konnte bisher noch nicht in den Einzelheiten erforscht werden.
Barocker Umbau um 1700
Man sah nur das Ergebnis eines um ca. 1700 angenommenen barocken Umbaues. Die Grabungen ergaben jetzt ein deutlicheres Bild. Die Kapelle war seinerzeit - weil offenbar zwischen Schloss und Wirtschaftsgebäuden sonst kein Platz mehr frei war - in der Talsohle erbaut und das Bächlein auf den seitlichen Hang umgeleitet worden, was eine ständige Durchfeuchtung und immer wieder Überschwemmungen zur Folge hatte. Beim Umbau wurde also das Niveau um gut einen Meter angehoben, die Fenster höher gesetzt, die Mauem erhöht und barock eingewölbt. Als neue Erkenntnis ergaben die Grabungen, dass der hintere Teil des Langhauses erst jetzt angebaut wurde. Unter Kaiser Josef II. plante man 1788 eine Neue Pfarre im Westen von Graz. Schließlich wurden aber nur die Ortschaften Baierdorf und Algersdorf von Straßgang abgetrennt und der Stadtpfarre St. André zugeteilt. Bei der Gründung der Pfarre Schutzengel 1932 war die Allerheiligenkirche einige Monate lang provisorische Pfarrkirche.
Karl Spreitzhofer
Erschienen in Graz - Schutzengel, Sonderbeilage, Juni 2006
Umbau 2004 - 2007
Um eine der ältesten Kirchen von Graz vor dem Verfall zu retten und nachhaltig zu restaurieren, brauchte es 4 Jahre, beginnend von der Idee bis zur Ausfinanzierung.
Das Bundesdenkmalamt führte eine archäologische Untersuchung durch. Diese Ausgrabungen ergaben, dass die ursprüngliche Kirche tatsächlich im Mittelalter entstanden ist.
Weiters fand man den unversehrten gotischen Kirchenfußboden, sowie den zu dieser ersten Kirchenphase gehörigen Altar, der durch eine gläserne Fußbodengestaltung für die Nachwelt sichtbar gemacht wurde. Außerdem entdeckte man Reste spätgotischer Wandmalerei.
Der heutige Fußboden ist aus Marmor und eine Umluftheitung schafft ein angenehmes Raumklima.
Um die Feuchtigkeit in Zukunft besser von der Kirche fernzuhalten, wurden drei wesentliche Maßnahmen getroffen:
- Rund um die Kirche wurden Drainagerohre verlegt.
- Zwei kleine Quellen, die unmittelbar vor der Eingangstüre entsprangen, wurden gefasst zum Gaisbergbach geleitet.
- Ein Aquapol -System wurde in der Sakristei installiert. Das war im Frühjahr 2011. Seit dieser Zeit hat sich die Restmauerfeuchte fast um die Hälfte reduziert. Die nächste Messung wird 2014 erfolgen. Die Firma garantiert, dass keine neue Feuchtigkeit aufsteigen wird.