Petrus und Jesus - eine Freundschaft mit Höhen und Tiefen
Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Niemals sollst du mir die Füße waschen! (Joh 13,6.8)
Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. (Joh 13,9)
Auch wenn alle Anstoß an dir nehmen - ich nicht! Und wenn ich mit dir sterben müsste - ich werde dich nie verleugnen. (Mk 14,29f)
Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet. (Mk 14,71
Das, was hier zwei verschiedene Minis aussprechen, weil es klingt, als würden es ganz unterschiedliche Leute sagen, all das kommt aus dem Herzen einer einzigen Person – und noch dazu spricht sie in jeder der Szenen zu oder über ein und dieselbe Person. Mir ist in den letzten Tagen besonders der wankelmütige Petrus zu Herzen gegangen. Dieses Hin und Her zieht sich durch sein ganzes Leben als Jünger Jesu:
Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! (Mt 14,28)
Herr, rette mich, ich ertrinke! (Mt 14,30)
Schon bei einer der ersten Begegnungen mit Jesus beim Fischfang: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! (Lk 5,8)
Dann drei Jahre später wieder beim Fischfang als er den auferstandenen Herrn am Ufer stehen sieht und ihn erkennt: Es ist der Herr! Und er springt ins Wasser und läuft ihm entgegen. (Joh 21,7)
Irgendwie finde ich mich in diesem Petrus wieder. Mal denke ich, ich bin richtig gut unterwegs, alles gelingt. Ich bin eine richtig gute Christin, die dem Herrn nahe ist und für die Menschen da ist. Und im nächsten Moment kommt ein Gefühl von völligem Versagen und Scham und ich denke, es ist eh schon alles zu spät mit mir. Besser wäre es, alles hinzuwerfen. Dieses Hin und Her im eigenen Herzen haben uns Zoe und Alexander gut zum Ausdruck gebracht. Und auch dieses im Zickzack gelegte Seil vor dem Altar symbolisiert die Spannung, der wir in unserem Leben ausgesetzt sind.
Ich bin gut. – Ich versage.
Ich liebe dich. – Ich kann dich nicht ausstehen.
Ich hänge mich voll in die Arbeit und gehe darin auf. Ich bin sportlich und erfolgreich. – Ich kann mich zu nichts motivieren.
Es gibt einen, der diese Spannung mit uns aushält. Er gießt seine Liebe für uns aus, egal auf welcher Seite wir gerade stehen. Wir stehen in einem Strom der Liebe Gottes, egal wie wir uns gerade fühlen. Den Liebesstrom Gottes symbolisiert dieses blau-goldene Tuch vor dem Altar und auch das Wasser der Fußwaschung.
Jesus wirbt dafür, diese Liebe anzunehmen. Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Sagt Jesus zu Petrus, der sich schwer damit tut, sich von seinem Herrn und Meister, die Füße waschen zu lassen. Und auch uns ermutigt Jesus: Halte mir das hin, wofür du dich schämst. Ich tauche es in den Strom meiner Liebe.
Jesus sieht, was in uns steckt: Du bist Petrus, auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. (Mt 16,18) Und auch uns spricht Jesus zu: Du hast einen besonderen Auftrag in dieser Welt.
Er zeigt uns unseren Platz: Geh hinter mir nach. Schau auf mich, dann siehst du, dass ich gute Pläne habe. (Vgl. Mt 16,23) Und er hört nicht auf uns zu fragen: Liebst du mich?
Aus diesem geduldigen Zuspruch kann Petrus immer mehr in seine Berufung hineinwachsen. Er kann nach dem Scheitern einen Neubeginn wagen und auf die Frage von Jesus antworten: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe.
Trotz allem, was vorher passiert ist, traut Jesus ihm zu, sich für andere einzusetzen. Dieses Zutrauen von Jesus stärkt Petrus und er geht mutig auf die Menschen zu.
Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. (Apg 2,38)
Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, steh auf und geh umher! (Apg 3,6)
Mich ermutigt diese Freundschaft zwischen Petrus und Jesus mit all ihren Höhen und Tiefen. Sie sagt mir: Ich darf meine Gefühle ernst nehmen und sie werden auch von Gott ernst genommen. Sie lädt mich aber auch ein, noch tiefer zu schauen. Was liegt hinter meinen Gefühlen? Sie lädt mich ein, diesen Liebesstrom Gottes zu entdecken, der alles umfängt und der mich stärkt, in die Welt zu gehen und mich für andere einzusetzen, egal ob in der Schule, in der Arbeit, im Ehrenamt in der Familie oder in der Freizeit. Diese Stärkung und diese Hingabe für andere dürfen wir besonders im Teilen des Brotes der Eucharistie erfahren. Aber auch mitten im Alltag: Wenn ich von anderen Hilfe bekomme, oder wenn ich anderen helfe. Oder wenn ich jetzt im Frühling staune über die aufblühende Natur, oder wenn ich, wie letzten Montag, auf dem Nachhauseweg überrascht werde, von einem wunderschönen Vollmond. In alldem höre ich die Stimme Gottes: Es ist mein Geschenk an dich.