Weihnachten 2.0
Gestern haben wir in den Himmel geschaut, auf den Stern, der uns zu Jesus führt, auf Jesus, der der Stern, der Star, für alle ist, die den Frieden suchen und die Freundschaft mit allen Menschen.
Heute geht´s in die Gegenrichtung, nach unten: Mit Jesus tauchen wir ein in seine ganze irdische Wirklichkeit, wenn wir von seiner Taufe im Jordan hören.
Im Markusevangelium gibt es keine Weihnachts-erzählung wie bei Lukas oder Matthäus. Dieses älteste und ursprünglichste Evangelium erzählt einen anderen Anfang. Wir werden in die Wüste geführt zu diesem herben Propheten Johannes, der seine Zeitgenoss:innen reinigen und für die Begegnung mit Gott fit machen will. Und in seiner Nähe taucht dann das erste Mal dieser Jesus auf, von dem dann haupt-sächlich und ausführlich im Evangelium berichtet wird. Jesus wird uns vorgestellt als geistbegabter Liebling Gottes.
Der heutige Festtag kann für uns zweierlei bedeuten:
- Die Taufe Jesu zeigt uns seine Verbundenheit und Solidarität mit uns allen. Für viele Christ:innen war der Beginn des Markusevangeliums zu steil. Sie haben sich gefragt: Und, was hat Jesus vor seiner Taufe getan und seinem öffentlichen Auftreten? Davon hören und wissen wir gar nichts? Darum haben dann später Lukas und Matthäus Geburtsgeschichten und Kindheitslegenden gedichtet. Oder die Frömmigkeit der Neuzeit spricht vom verborgenen Leben Jesu in Nazareth bei seiner Familie und dann später als Bautischler. Diese dreißig ersten Lebensjahre Jesu, von denen wir rein historisch gar nichts wissen, sind gerade deswegen wichtig. Wir dürfen annehmen, dass Jesus ganz normal gelebt hat, nicht auffällig, nicht besonders herausragend. Das ist seine eigentliche Taufe, dass er als geliebter Sohn Gottes voll und ganz eintaucht in unser gewöhnliches, alltägliches Leben. Er ist wirklich einer von uns. Markus fängt sein Evangelium gleich für Fortgeschrittene an. Die Taufe Jesu ist Weihnachten 2.0.
- Auch wenn wir nicht in die Wüste zu Johannes an den Jordan gegangen sind, sind auch wir getauft worden. Die christliche Taufe hat einen anderen Inhalt als die Taufe des Johannes, aber sie ist genauso entscheidend. Wir sind auf das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi getauft worden, auf den Namen des dreieinigen Gottes. Wir sind voll und ganz eingetaucht in das göttliche Leben und was immer in unserem Leben passieren mag, das gilt unverrückbar. Gott hat zu uns Ja gesagt und uns berufen zu einem Leben mit ihm und in ihm. Wir gehören in sein göttliches Leben hinein. Niemals können wir da herausfallen, weil Gott seine Liebeserklärung niemals zurückzieht. Martin Luther hatte in seinem persönlichen Glaubensleben viele inneren Kämpfe, Versuchungen oder wir würden heute sagen depressive Verstimmungen. In solch dunklen Momenten hat er dann sich selber zugerufen:
Ich bin getauft!
Das gilt auch für uns: Du bist getauft – vergiss es nie! AMEN!