Werden wir zum Segen!
Heuer gab es in der Woche vor Weihnachten in unserer römisch-katholischen Kirche eine besondere Überraschung. Am Montag 18.12. hat das Glaubensdikasterium eine Erklärung über die pastorale Sinngebung von Segnungen veröffentlicht. In den Radio- und Fernsehnachrichten gab es gleich eine große Resonanz darauf. Der Vatikan hat jetzt offiziell die Segnungen von nicht verheirateten Paaren, von wiederverheirateten Geschiedenen und von homosexuellen Paaren erlaubt, hieß es in den Nachrichten. Ja, das stimmt und zugleich zeigt sich, dass bei dieser Erklärung eine seelsorgerische Praxis unseres Papstes den Bischöfen, Priestern und Diakonen und letztlich uns allen ans Herz gelegt wird, die uns vielleicht noch nicht so vertraut ist. Diese Erklärung legt auseinander, dass wir mit Segnen in unserer Kirche nicht nur etwas sanktionieren und legitimieren meinen. Umgangssprachlich reden wir davon, dass etwas abgesegnet wurde und somit erlaubt ist, oder im Sinn einer übergeordneten Instanz in Ordnung ist.
Papst Franziskus versteht Segen viel, viel weiter und ursprünglicher. Er sagt: „ Es ist Gott, der segnet. Auf den ersten Seiten der Bibel finden wir eine ständige Abfolge von Segen. Gott segnet, aber auch die Menschen bringen ihren Lobpreis zum Ausdruck, und bald erkennt man, dass der Segen eine besondere Kraft besitzt, die den, der ihn empfängt, sein Leben lang begleitet und das Herz des Menschen dafür bereit macht, sich von Gott verändern zu lassen. … Wir sind also für Gott wichtiger als alle Sünden, die wir begehen können, denn Er ist Vater, Er ist Mutter, Er ist reine Liebe. Er hat uns für immer gesegnet. Und er wird nie aufhören, uns zu segnen.“
Der Papst ermutigt, dass es eine viel offenere und weitere Segenspraxis geben soll, die wir auch aus der Volksfrömmigkeit, z.B. in unseren Familien kennen, wenn Eltern ihre Kinder segnen, oder ein Tischsegen vor dem gemeinsamen Essen gesprochen wird. Es wird zwar keine eigenen Riten für wiederverheiratete Geschiedene oder für homosexuelle Paare geben, aber spontan und anlassbezogenen sollen sie gesegnet werden.
Genau das finden wir heute im Evangelium wieder. Der zweite Teil der Weihnachtserzählung spielt nicht mehr Betlehem in einer Notunterkunft sondern im Tempel von Jerusalem. Nachdem durch die Beschneidung Jesu deutlich geworden ist, dass Jesus von Geburt aus Jude ist, wird unterstrichen, dass seine Eltern genau die Vorschriften, Lebensweisungen und Riten einhalten, die auf Mose zurückgehen. Das Kind, der erstgeborene Sohn, wird Gott übergeben. Aber nicht über die offizielle Liturgie wird ausführlich berichtet – die wird nur kurz wie selbstverständlich erwähnt. Dagegen wird erzählt, wie ganz spontan und neben der Liturgie und dem Opfern, zwei erleuchtete, altgewordene, spirituell besonders Begabte, Simeon und die Prophetin Hanna, Jesus und seine Eltern ausdrücklich segnen und damit den Lebenssinn Jesu darstellen und offenbaren.
Auch in der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach wird uns verdeutlicht, wie wir als erwachsene Kinder mit unseren älter gewordenen Eltern umgehen sollen. Da wird sehr praktisch und direkt geschildert, was Segen ist: Für einander da zu sein und heilsam zu wirken.
Unser Papst Franziskus sagt: Das ist die Wurzel der christlichen Sanftmut, die Fähigkeit, sich gesegnet zu wissen und die Fähigkeit zu segnen.
So ermutigt uns heute das Fest der Heiligen Familie zu segnen und füreinander liebevoll und dankbar einzutreten im Vertrauen auf den väterlichen und mütterlichen Gott, der uns als seine Kinder nie fallen lässt.
Wir wollen jetzt auch dieses zu Ende gehende Jahr segnen, wenn wir in den Fürbitten für die Menschen beten, die heuer in unseren Pfarrgemeinden in besonderer Weise im Mittelpunkt waren.
Und wir wollen nach vorne blicken auf das kommenden Jahr und um den Segen bitten, wenn wir die Kalender segnen. Damit verbinden wir das Vertrauen, dass Gott mit seiner Gegenwart auch das Jahr 2024 erfüllen wird. Die Zeit ist uns gegeben, damit wir Gott, in dem was uns geschenkt und zugemutet wird, suchen, lieben und dienen. So komme Segen auf uns und so werden wir zum Segen für viele. AMEN!