Heilsam in Bewegung kommen
Die EU will bis 2050 klimaneutral werden und schon in 7 Jahren 55 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 1990 einsparen. Das EU-Klimagesetz legt diese Ziele gesetzlich fest. Auf diesem Weg sollen ab 2035 keine PKW mehr mit Verbrennungsmotoren neu zum Verkehr zugelassen werden. Diese Vorgaben heizen viele Diskussionen an und die Frage ist, wie soll es wirklich weitergehen mit dem Autofahren und auch mit dem Fliegen. Liegt die Zukunft in der Elektromobilität - wie es viele Forscher:innen in diesem Bereich empfehlen - oder im Wasserstoff oder im synthetischen Sprit? Diese Frage wird ja zurzeit auch in den Medien öffentlich sehr stark diskutiert. Wo stehen wir als Christ:innen in dieser Diskussion? Wie bringt sich unsere Kirche in dieses Thema ein?
Seit 18 Jahren gibt es eine wirkliche zeitgemäße Form des Fastens, die genau diesen Themenbereich aufgreift. Die Umweltbeauftragten der katholischen und der evangelischen Kirche in Österreich haben sich zusammengetan und den Vorschlag von Hemma Opis-Pieber, der Umweltbeauftragten unserer steirischen Diözese, aufgegriffen und die Initiative Autofasten ins Leben gerufen.
Autofasten, heilsam in Bewegung kommen!
Gesund für mich, gesund für die Natur!
So geht fasten, sinnvolles Fasten, heute. Autofasten bedeutet, einfach einmal das Auto stehen zu lassen – und stattdessen zu Fuß zu gehen, zu radeln oder auf Bus und Bahn umzusteigen. Ganz konkret sollen wir das sehr bewusst in der Fastenzeit ausprobieren und so zwischen dem Aschermittwoch und dem Karsamstag und auch darüber hinaus der Schöpfung zuliebe und uns selber zuliebe ein anderes, ein gesünderes und schöpfungsfreundlicheres Verhalten in Bezug auf unsere Mobilität einüben.
Ich selbst bin als begeisterter Radfahrer von Anfang an dabei. Autofasten schützt mich mit der entsprechenden Warnweste als Radfahrer im Verkehr (Warnweste herzeigen). Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich zu Beginn von Autofasten genau Buch geführt habe über die Kilometer, die ich tagtäglich eingespart habe. Heute setzt diese ökumenische Aktion auf Selbsteinschätzung und Selbstverpflichtung und erinnert alle, die sich angemeldet haben mit einem wöchentlichen Newsletter an dieses wichtige Thema.
Für Schulen gibt es eine besondere Aktion: „Autofasten am Schulweg“. Auf einem großen Plakat mit einem Mitmachbaum und Aufklebern in Form von grünen Blättern für alle Schüler:innnen wird ihr Autofasten sichtbar gemacht. Dabei dürfen für jeden nicht mit dem Elterntaxi in die Schule gekommenen Tag die Kinder ein Pickerl auf den Mitmachbaum kleben. So kann jede Schule einen Gutschein für einen Obstbaum oder Obststrauch gewinnen. Unsere Volksschule Peter Rosegger hat Kräuterkistchen für jede Klasse letztes Jahr gewonnen und ist auch heuer wieder engagiert dabei.
Frau Olga Schnutt, die Verantwortliche fürs Autofasten in der Steiermark hat mich auf zwei interessante Varianten des Autofastens hingewiesen. Sie hat davon erzählt, dass manche sagen, Autofasten ist nur etwas für die in der Stadt mit einem großen Angebot an öffentlichem Verkehr, die ländliche Bevölkerung ist und bleibt auf das Auto angewiesen. Sie gibt den Tipp: Es gibt auch ein indirektes Autofasten. Z.B. wenn wir darauf achten, woher die Lebensmittel oder die Güter kommen, die wie gerne einkaufen. Wenn wir regional einkaufen und direkt einkaufen und nicht alles mit irgendwelchen Packerldiensten kommen lassen, dann sparen wir auch Kilometer ein. Oder ein anderes Beispiel für Autofahrer:innen: Wenn ich mich auf Autobahnen an das Tempo 100 km/h halte und nicht mit 130 dahinbrause, dann kann ich den Feinstaub um ein Drittel und die Stickoxid-Emissionen bis um die Hälfte reduzieren und natürlich auch den Kraftstoffverbrauch. Auch das sind Formen des Autofastens.
Autofasten ist heilsam in Bewegung kommen.
Autofasten kann uns von der „Blindheit“ heilen – wie wir es im heutigen Evangelium in anderem Zusammenhang gehört haben - immer schneller, immer weiter und immer gieriger umweltzerstörerisch unterwegs zu sein.
Autofasten und ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Möglichkeiten der modernen Mobilität kann eine Ermutigung und ein Ernstnehmen von vielen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sein, die sich irritiert und resigniert als „Letzte Generation“ verstehen und sich in aktivistischen Protesten an die Straßen heften. Wie der Prophet Samuel den Kleinsten und Jüngsten unter den Söhnen Isais zum zukünftigen König gesalbt hat, ist es unsere Aufgabe als Getauften und Gefirmten durch unser Verhalten an die nächsten Generationen zu denken und sich für sie aktiv einzusetzen. Mit dem „Salböl“ der Anerkennung, des Ernstnehmens und eines solidarischen Umgangs mit den Gütern dieser Erde, die uns geschenkt sind, können wir die jungen Menschen stärken und ermutigen, ihre Anliegen teilen und ihre Würde herausstreichen. AMEN!