Gott meint es gut mit uns
Selig, seid ihr…freut euch und jubelt!
Ein Taufbewerber, der im Iran aufgewachsen war und zur ersten Stunde in die Taufvorbereitung zu mir kam, fragte mich: Was sind eure Gesetze im Christentum?
Aus seiner religiösen Erfahrung bisher war klar: Wenn es um Religion geht, dann geht es in erster Linie um Gebote und Gesetze, die erfüllt und eingehalten werden müssen. Religion ist ein Regelwerk, das das ganze Leben ordnet und so Gott wohlgefällig macht.
Ich stockte zuerst, denn mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Ich habe ihm nicht die 10 Gebote aus dem Ersten Testament aufgezählt, auch nicht die 5 Gebote der Kirche, auch nicht die 1752 Canones des Kirchenrechtes, oder die ungezählten Dogmen.
Es war für mich eine Freude ihm in einem Wort sagen zu können, das Erste und Entscheidende im Christentum ist die Liebe! Gott ist die Liebe, steht im 1. Johannesbrief, aus dem auch die heutige Lesung genommen wurde.
Auch wenn die Verkündigung in unserer Kirche oft andere Schwerpunkte gesetzt hat, ist das Erste im Christentum nicht ein: Du sollst, oder ein Du musst sondern die Zusage, die uns heute an diesem großen Feiertag Allerheiligen im Evangelium verkündet wird: Selig, seid ihr… Freut euch und jubelt.
Bevor ich etwas tun muss oder leisten kann vor Gott, steht seine Zusage, die auch in schweren Krisen hält, in Armut, in Trauer, in Auseinandersetzungen und Verfolgungen.
Durch seine Zuneigung, durch sein Ansehen sind wir schon im Reinen mit Gott. Wir sind selig! Wir sind geheiligt! Wir sind mit Gott verwandt. Wir gehören zu ihm. Das meint der heutige Festtag Allerheiligen radikal, von der Wurzel her, verstanden. Was in der Taufe uns zugesagt und gefeiert wurde, das bestimmt unser Dasein wesentlich. Das ermutigt uns dann auch, uns selbst zu engagieren und für andere einzutreten, um Gerechtigkeit zu kämpfen und Sanftmut und Barmherzigkeit einzuüben.
Ich gebe ihnen heute die 8 Seligpreisungen mit auf dieser schönen Karte. Lesen Sie sie nochmals zuhause durch und unterstreichen sie die Seligpreisung, die heuer am besten auf Sie zutrifft. Hinten auf der leeren Seite können Sie vielleicht selber eine Seligpreisung für sich formulieren. Ich habe für mich heuer notiert:
Selig, die jeden Abend ein Dankeschön formulieren, denn sie werden entdecken, wie gut Gott es täglich mit ihnen meint. AMEN!