Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz
Verantwortlich leben und handeln. Für die meisten von uns ist das so etwas wie das tägliche Brot. Schon in der Schule beginnen wir, Verantwortung zu übernehmen, und sobald wir erwachsen sind, wächst die Verantwortung in allen Lebensbereichen. Besonders wer Kinder hat oder sich um ältere Menschen in der Familie kümmert, kann ein Lied davon singen.
Unser Alltag und unser Glaubensleben sind auch in diesem Bereich miteinander verwoben. Wenn ich mich dazu entscheide, als Christ*in zu leben, geht damit automatisch eine Verantwortung einher. Ich beobachte in den letzten Jahren dabei folgendes: Die Zahl der Menschen, die sich aktiv einbringen im Pfarrleben, die mitgestalten wollen und dafür sorgen, dass unsere Pfarre eine lebendige Pfarre sein kann, nimmt ab. Das liegt an verschiedenen Faktoren: Menschen überlegen sich heute sehr bewusst, wie viel von ihrer kostbaren Freizeit sie bereit sind zu geben, und sie überlegen auch ganz bewusst, in welcher „Organisation“ sie sich engagieren. Außerdem gibt es nicht wenige Menschen, die frustriert sind, die schon lange Veränderung wünschen, die sich danach sehnen, dass Kirche keine Hüterin der Asche wird, sondern dass wir das Feuer der Frohen Botschaft wieder zum Brennen bringen. Manchen ist es mittlerweile zu viel an Verantwortung, die sie übernehmen sollen, anderen immer noch zu wenig. Daneben gibt es sicherlich noch andere Gründe, warum sich Menschen nicht mehr so gern engagieren.
Wesentlich ist für mich, dass jede und jeder von uns sich berühren lässt von dem Geheimnis, das wir Gott nennen, das wir in der Liturgie feiern, den wir verkünden und auch danach handeln, wenn wir uns um die Armen und Ausgestoßenen kümmern. Und das alles in einer Gemeinschaft, die tragen kann, wenn es drauf ankommt. Dieses Berührtsein können wir nicht machen. Kirche kann Rahmenbedingungen und Strukturen für verschiedenes schaffen, und sie kann sich darum bemühen, dass sie dieses Berührtsein nicht etwa verhindert. Doch es braucht die persönliche Offenheit eines jeden und jeder einzelnen von uns.
Auch bei den Adressat*innen des Lukasevangeliums wird es Anlass zur Kritik gegeben haben. Denn überall, wo Menschen Verantwortung übernehmen, gibt es die Gefahr des Missbrauchs von Macht. Und wenn wir heute diese Worte hören, sind sie gerade in der aktuellen Situation unvorstellbar: „Verkauft euren Besitz und gebt Almosen! Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden! Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst! 34 Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“
Und doch: „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Was ist für Sie persönlich im Glauben wichtig? Woraus leben Sie? Woraus schöpfen Sie Kraft? Was lässt Sie weiterhin festhalten an diesem Geschenk des Glaubens, das uns dabei helfen kann, in schweren Situationen für andere da zu sein oder selbst Hilfe anzunehmen? Wie nehmen wir unsere Verantwortung für das Glaubensleben vor Ort wahr? Glauben geht nicht allein, denke ich, und so bin ich überzeugt davon, dass es notwendig ist, miteinander im Gespräch zu bleiben. Im Gespräch mit Gott, aber ganz sicher auch im Gespräch miteinander, im Austausch darüber, was mir wichtig, was mir heilig ist und wofür ich auch gern Verantwortung übernehme. Gehen wir vorsichtig und behutsam mit diesem Schatz um, der uns anvertraut wurde. Bleiben wir aufmerksam und wachsam für die Menschen, die auf der Suche sind und nehmen wir unsere Verantwortung wahr: jede und jeder auf die je eigene Weise. Amen.