Glauben lernen
Vor zwei Jahren war ich vor dem 1. Lockdown in Florenz und habe dort das ehemalige Dominikanerkloster San Marco besucht. Es ist bekannt für die wunderbaren Malereien in den Gängen und Mönchszellen von Fra Giovanni da Fiesole, der unter dem Namen Fra Angelico uns vertrauter ist. Von ihm gibt es ein besonderes Osterbild, das ich euch heute zur Betrachtung mitgebe.
Mit diesem Bild begeben wir uns in die Grabhöhle Jesu hinein. Was hier dargestellt ist, ist leicht zu erkennen. Dieses Bild interpretiert das Glaubenlernen, wie wir es jetzt auch im Evangelium gehört haben.
Glauben hat meist mit der Perspektive zu tun, mit der wir die Wirklichkeit betrachten.
Versuchen wir mit den dargestellten Personen verschiedene Perspektiven auf das Ostergeschehen einzunehmen:
Da ist in der Mitte ganz prominent Maria von Magdala zu sehen. Sie sieht tief in den Sarkophag hinein und sieht nichts. Sie starrt noch auf das Faktische und die Leere tut sich vor ihr auf.
Dann ist da der deutende Engel, der am Rand des offenen Grabes sitzt, und die Grabbesucherinnen direkt in den Blick nimmt. Seine Hände sprechen seine Botschaft aus. Aber wird er von den Frauen überhaupt wahrgenommen?
Und dann ist der zu sehen, um den es eigentlich geht, der Auferstandene. Wohin schaut er? Er sieht uns an und hebt zugleich den Blick nach oben, in eine andere Wirklichkeit.
Ganz unten links kniet in seiner Meditation der heilige Dominikus. Aus der Sicht des Glaubenden überblickt er die ganze Szene. Sein Blick geht aber mehr nach innen als nach außen.
Glauben an die Auferstehung heißt für mich, die richtige Perspektive einnehmen. Das hat uns heute in der Lesung auch Paulus im Brief an die Gemeinde in Kolossä mitgegeben. Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! (Kol 3,2)
Glaube an die Auferstehung heißt noch mehr, mich vom auferstandenen Christus anschauen zu lassen. Seine Perspektive ist für uns heilsam, denn er hat uns liebevoll im Blick. ;) AMEN!