Typisch christlich
Wie können wir über den Tod reden?
Ist der Tod nicht ein Geheimnis, dem wir nicht nahe kommen können? Stoßen wir nicht beim Reden über das Sterben an eine Grenze, an der wir verstummen müssen?
Die heutigen Lesungen bringen zwei Gegenbeispiele. Jesus spricht ganz offen von seinem Tod, von seinem gewaltsamen Tod, den er erahnt, in einem wunderschönen Bild aus der Natur. Gerade jetzt im Frühling dürfen wir wieder dieses „Wunder“ erleben. Das Weizenkorn fällt in die Erde und vergeht und bringt reiche Frucht. Genau von diesem Ereignis leben wir. Dieses Sterben, dieses sich Hingeben ist unser Lebensmittel. Das füreinander Einstehen, das Einsetzen eine/r für die und den anderen, lässt uns leben. Jesus fragt nicht: Was wird nach dem Tod sein? Er vertröstet nicht. Dieser Einsatz füreinander lässt hier und jetzt aus Tod neues Leben werden. Das Leben ist ein großes Geben und Nehmen. Die Schöpfung ist dafür die Lehrmeisterin. Das Weizen-korn macht es uns vor. Dieses Geheimnis des Glaubens feiern wir am Altar.
Paulus wagt sich in der Lesung auch an das große Thema vom Leben und Sterben heran. Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber, wir gehören dem Herrn. Wir sind eingebunden und bleiben verbunden mit unserem Ursprung und mit unserem Ziel. Gerade, der sich selbst gibt, dieser Christus, kann uns halten, tragen, durch den Tod hindurchretten und im neuen Dasein empfangen. Das ist und bleibt unsere Hoffnung. Wenn nichts mehr hält, er hält zu uns. Gott sei Dank gehören wir nicht nur uns selbst sondern dem lebendigen Gott.
Dieser Gott ist Hirt und Wirt so wurde uns im Psalm 23 vorgesungen. Dieses Lied klingt fast zu schön. Ein echtes Idyll wird uns hier vermittelt, grüne Auen, ein Ruheplatz am Wasser, ein verlässlicher Hüter. Es soll nicht damit vermittelt werden, dass wir harmlos wie Schafe dahinleben dürfen. Der Psalm kennt auch die reale Gefahr, die finstere Schlucht und die Feinde. Aber dieses Lied macht deutlich, da ist noch wer, der beschützt und sein Haus für mich offenhält.
Wenn wir heute für unsere Verstorbenen beten, dann brauchen wir nicht stumm bleiben. Wir bestärken uns im Vertrauen, dass Gott unser Leben kennt mit allen Dimensionen und sich selbst einsetzt, dass wir mit ihm und bei ihm ein neues Leben geschenkt bekommen. Das ermutigt sogar angesichts des Todes vertrauensvoll zu singen. Typisch christlich! AMEN!