Gotteslob - eine Frage der Einstellung?
„Einem Christen kann es nicht schlecht gehen. Wir haben ja den christlichen Optimismus.“ Diese Antwort des Weihbischofs Wolodymyr Hruza CSsR aus Lemberg bei einem Online-Gespräch zur Situation in der Ukraine vergangene Woche irritierte mich zunächst. Auf die Frage des Moderators, wie es ihm jetzt gehe, kam diese Antwort: „Einem Christen kann es nicht schlecht gehen.“ In mir regten sich Widerstand und Protest, vor allem angesichts der grauenhaften Bilder dieses Krieges, der mich betroffen und ratlos macht und der mich auch zweifeln lässt, zweifeln nicht nur an der Spezies Mensch, sondern auch an Gott.
Und dann hören wir heute im Antwortpsalm Psalm 34 „Ich will den Herrn allezeit preisen, immer sei sein Lob in meinem Mund. Meine Seele rühme sich des Herrn; die Armen sollen es hören und sich freuen.“ Ich weiß natürlich nicht, in welcher Lebenssituation des Beters/der Beterin dieser Psalm entstanden ist. Ich habe keine Ahnung, was diese Person in ihrem Leben gerade erfahren hatte. Wenn wir weiterschauen im Text, dann handelt es sich wohl um eine klassische Komposition: Der Beter/die Beterin erinnert sich an die eigene Rettungserfahrung (nach dem Modell Hilfeschrei – Erhörung durch Gott – Rettung). Da heißt es: „Ich suchte den Herrn und er hat mich erhört, er hat mich all meinen Ängsten entrissen.“
Das hilft mir schon, mich mit der Antwort des lembergischen Weihbischofs ein wenig anzufreunden. Dennoch gibt es auch abseits von Krieg und Gewalt Situationen in unserem Leben, in der ich Gottes rettende Nähe nicht spüre. Wenn ich mir Sorgen mache um meinen kranken Vater, wenn jemand vor den Trümmern einer Beziehung steht, wenn Menschen sich Sorgen um ihre Existenz machen müssen, entweder aufgrund der Pandemie oder des Krieges oder aus anderen Gründen. Da fällt es mir schwer, den Herrn allezeit zu preisen.
Doch der Psalmtext selbst gibt mir einen Schlüssel in die Hand: Er beginnt mit „Ich will“…. Und auch wenn ich mich nicht selbst an den Haaren aus Dreck ziehen kann, kann ich doch meine Einstellung selbst in die Hand nehmen. Ich kann wählen zwischen Zweifel und Resignation oder Zuversicht und Hoffnung, die Teil unserer christlichen DNA ist – der christliche Optimismus, den der Weihbischof benennt. Deshalb wird noch lange nicht alles gut, aber im Vertrauen auf Gott lässt sich vieles leichter ertragen.
Auch der sogenannte verlorene Sohn im heutigen Evangelium hat an seiner Einstellung gearbeitet und erkannt, dass sein Weg nur zurück zu seiner Familie führen kann. Er hätte ebenso in der Verzweiflung und im Elend bleiben können, hat es aber gewagt, umzudenken und sich auf den Weg zu machen.
Auf einen gemeinsamen Weg macht sich auch unser neugewählter Pfarrverbandsrat, der für die nächsten 5 Jahre Verantwortung für Glauben und Leben in Eggenberg und Wetzelsdorf übernommen hat. Euch allen ein großes DANKE dafür, viel Geduld, Ausdauer und immer wieder die Bereitschaft, auf Gott zu hören und getragen von seinem Segen und seinem Heiligen Geist zu handeln. Amen.