Wir feiern das Licht
Heute feiern wir das Licht! Wir erinnern uns an Weihnachten, an das Kind, das für uns Licht der Welt ist. Heute wird es in den Tempel gebracht und die für dieses Kind, für dieses Licht, offen sind, begegnen ihm. Simeon und Hanna zwei altgewordenen, gläubige Menschen werden uns vorgestellt. Sie sind uns Orientierung, wie wir diesem Licht für alle Menschen begegnen können.
In meisterhafter Weise hat dieses im Lichtsein der große niederländische Barockkünstler Rembrandt Harmenszoon van Rijn dargestellt.
Öfter hat er in seinem Leben die Erzählung des heutigen Evangeliums gemalt und dargestellt. Nach seinem Tod fand man in seiner Werkstatt dieses Gemälde, das fast einen Meter hoch ist. Es ist unvollendet und gilt als sein letztes Bild. Heute hängt es im Nationalmuseum in Stockholm.
Wir sehen groß in der Mitte den alten Simeon, auf seinen Unterarmen liegt das Jesuskind. Daneben eine Frau – wahrscheinlich nicht Hanna sondern Maria. Rembrandt hat in diesem Gemälde alles weggelassen, was irgendwie ablenken könnte. Er zeigt uns keinen genauen Ort. Aus dem Dunkel tauchen die Gestalten auf. Sie erscheinen und werden ins richtige Licht gerückt. Eigentlich ist das Licht, das von links oben ins Bild fällt, der Hauptdarsteller. Dieses Licht symbolisiert die Gegenwart Gottes, das Wirken des Heiligen Geistes in diesem Geschehen. Simeon wird von diesem Geist Gottes erfüllt und beginnt Gott an der Schwelle des Todes zu loben für das Geschenk des Lichtes, für den Messias, den Christus, den Befreier und Erlöser Israels. Gott rettet sein Volk und Simeon darf es vor seinem Sterben noch erkennen und sehen, mit Händen greifen. In diesem Kind geht ein neues Licht auf. Dieses Kind ist die leibhaftige Liebe Gottes, die zu uns kommt und mit uns das Leben teilt. Sein Mund ist geöffnet zum Lob. Es wird ein leises Loben sein. Seine Hände sind offen. Sie ergreifen das Kind nicht. Sie halten es nicht fest. Es ruht nur auf den Unterarmen. Sie haben auch noch keine richtige Beziehung aufgebaut der Greis und das Kind. Aber beide sind von diesem Licht ergriffen. Das Jesuskind ist noch unbewusst da. Es kann nichts sagen und tun. Es ist ins Licht gehalten und wird so selbst Licht.
In diesem Bild spiegelt sich die Lebenssituation des Künstlers wider. Rembrandt ist am Ende seines Lebens verarmt, seine geliebte Frau Saskia ist schon27 Jahre vor ihm gestorben und auch seine spätere Lebensgefährtin Hendrickje ist schon 6 Jahre tot, genauso wie sein Sohn Titus, der ein Jahr vor dem Vater starb. Nur eine Tochter im Teenageralter Cornelia ist im geblieben. Er öffnet seine Hände und er öffnet sich für die neue Wirklichkeit, die ihn im Sterben erwartet.
Auch wir dürfen uns heute in dieses Licht stellen, das Simeon als Licht für die Völker und als Herrlichkeit für das Volk Israel preist. Schauen wir einfach auf das Licht unserer Kerze: Nicht in vielen Worten, nicht in klugen Überlegungen, nicht in großen Taten liegt unsere Rettung sondern in diesem inneren Sich-öffnen für das Licht, das uns von der Wirklichkeit Gottes geschenkt ist. Heute feiern wir dieses Licht, das die Dunkelheit besiegt und besiegen wird, auch in unserem eigenen Sterben. Dieses Licht ist das Osterlicht, das wir erwarten. AMEN!