Nicht wir selbst müssen uns retten
Was tun wir, wenn wir herausgefordert werden im Leben und in einer Krise stecken?
Die Lesungen geben heute zwei unterschiedliche Antworten.
Einmal hören wir vom Propheten Joel, dass das Volk Israel einen Bußgottesdienst beginnt und ein Fasten ausruft. Das ist nicht nur ein äußerlich rituelles Tun, damit der liebe Gott besänftigt oder umgestimmt wird. In erster Linie geht es darum, sich selbst schonungslos anzuschauen und sich zu vergewissern: Ja, wir wollen wirklich ernsthaft neu beginnen und umkehren. Es reut uns, dass wir so gottvergessen gelebt haben. Ab jetzt setzen wir auf Gottvertrauen.
Dann hören wir im Evangelium, dass es aufgrund eines sehr positiven Ereignisses – eine Heilung ist geschehen – Aufregung gibt und Gegenwind für Jesus. Es wird im unterstellt, dass er mit dem Bösen im Bund ist. Jesus deckt den Widerspruch im Denken auf und sagt sehr klar: Meine Heilungen sind Zeichen für das Reich Gottes hier und heute. Eine neue, heilsame Wirklichkeit greift um sich durch das Wirken Jesu.
Wenn wir heute hier in Trauer um einen nahen und lieben Menschen miteinander Messe feiern und für unsere Verstorbenen beten, dann dürfen wir uns von unserer Glaubenstradition anregen und herausfordern lassen.
Glauben heißt immer: Ich darf einen guten und ehrlichen Blick auf mich selber haben. Wo ich bei mir Ecken und Kanten entdecke, setze ich darauf, dass ich manches loslassen kann und im Vertrauen auf Gott bereit werde, neu anzufangen.
Glauben heißt auch: Ich darf in der Trauer und Ausweglosigkeit immer wieder entdecken, dass es Zeichen der Hoffnung und der Ermutigung gibt. Gott lässt sein Reich unter uns wachsen. Das Sterben eines lieben Menschen, das mich schmerzt, ist auch ein Heimgehen zum Ursprung unseres Lebens. Der Finger Gottes, der Geist Gottes, will mich trösten und heilen. Darauf darf ich vertrauen.
Krisen können Zeiten der Erneuerung werden im Glauben und Vertrauen. Wir sind nicht allein gelassen und dem Bösen hilflos ausgeliefert. Diese Überzeugung lernen wir von den Müttern und Vätern im Glauben. Nicht wir selbst müssen uns retten. Lassen wir uns von Jesus ansprechen und einladen, so wie jetzt bei dieser Eucharistiefeier. AMEN!