Gott zeigt sich im Kleinen und Leidenden
Bitte nicht!, haben sich vielleicht einige von uns gedacht, als wir zum Ende des Evangeliums den Satz Jesu hörten: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Mk 8,34
Muss meine Religion immer etwas von diesen menschenfeindlichen Dingen wie Leiden, Kreuz, Sterben an sich haben? Kann ich Jesus nicht ohne Kreuz haben? Stimmt das, dass das Christentum ganz verliebt ist ins Leiden? Muss wahre Liebe wirklich immer wehtun, wie es Mutter Teresa bei ihrer Ansprache sagte, als sie den Friedensnobelpreis 1979 entgegennahm?
Ja, dieses Wort vom Kreuztragen mag ich nicht. Es sticht und stichelt.
Jesus ist kein Spaßverderber- davon bin ich überzeugt -, kein Asket, kein finsterer Kämpfer. Er will im Gegenteil volles Leben bringen – Leben in Fülle. Er will uns den Frieden schenken. Er bringt uns in Beziehung zu unserem tragenden Grund, zum Geheimnis des Lebens, das er ganz vertraut und intim Vater nennt.
Weil er so frei sein kann, bekommt er es mit den religiösen Behörden seiner Zeit zu tun. Glaube hat für Jesus nicht mit einer religiösen Ordnung zu tun, die Macht auf die Menschen ausübt und einer gottgewollten Hierarchie entspricht. Gerade deswegen muss er Gewalt erleiden, weil er gegen das Leiden der Menschen auftritt. Das bleibt auch heute niemanden erspart, der sich für die Freiheit anderer einsetzt.
Kreuztragen hat nichts mit einer verzerrten Leidensmystik zu tun. Das Zahnweh aushalten ist nicht Kreuztragen sondern eine Sache für den Zahnarzt. Unrecht schweigend zu ertragen ist auch nicht Kreuztragen, sondern gefährlich.
Sich für ein gutes Leben für alle, für alle einzusetzen, für alle Menschen, aber genauso für alle Lebewesen, entspricht der Mission Jesu. Dafür zahlt es sich aus die Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Nicht die Zufriedenheit ist das höchste Gut sondern die Gerechtigkeit.
Mit Jesus dürfen wir an einen Gott glauben, der nicht groß und mächtig daherkommt, sondern sich im Kleinen und auch im Leidenden zeigt.
Es ist der Gott von dem wir singen: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde, muss sterben wie ein Weizenkorn, muss sterben um zu leben. GL 460 AMEN!