Nachhaltig leben
„Der durchschnittliche Deutsche besitzt 10.000 Dinge.“ So habe ich bei meinen Vorbereitungen für die heutige Predigt hier in der freien Natur – aber mit Blick auf die zweit größte Stadt Österreichs – gelernt. Vermutlich wird es bei Herrn und Frau Österreicher nicht viel anders ausschauen. … Und wenn ich jetzt durch die Runde schaue – so mancheR ist gerade in Gedanken dabei in eigenen Kästen, unter dem Bett, im Keller und auf dem Dachboden nachzuschauen und zu zählen.
Die These zu den 10.000 Dingen stammt aus einem Artikel einer Frauenzeitschrift zum Thema „Minimalismus“. Darunter versteht man den Trend des „Weniger ist mehr“ – also einer Gegenbewegung zu unserer Konsumwelt, die uns durch Kaufen und Besitzen neues Glück verspricht. Sinn der Sache ist, sich überflüssiger Besitztümer zu entledigen. Somit wird die eigene Welt übersichtlicher, was sich auch auf die eigene Zufriedenheit auswirken wird. Wer es allein nicht schafft, loszulassen, kann sich Hilfe bei einem „Clearing Coach“ holen, der (oder meist die) beim Ausmisten hilft.
Es liegt mir fern, aus Jesus, der in der Bergpredit mit neuer Vollmacht zu den Menschen spricht, einen „Clearing Coach“ zu machen, der sich um unsere persönliche Wellness kümmert! Geht seine Botschaft schließlich viel tiefer, nämlich mitten in unser Herz und in unser Zusammenleben als Gemeinschaft hinein, in der das Reich Gottes mit seiner umfassenden Gerechtigkeit sich schon jetzt entfalten soll. Und doch: Manche Parallele könnte man finden: So mahnt uns Jesus zur rechten, Sorge im Alltag und dazu, den Dingen den richtigen Platz in unserem Leben zu geben. Wenn es ein paar Verse vor der heute gehörten Stelle heißt: dass „wir nicht zwei Herren dienen können.“ – Gemeint sind Gott UND Geld, dann klingt das in Trendsprache zB so: „Besitze ich meine Dinge, oder besitzen meine Dinge mich?“
Was mich am gerade gehörten Evangelium jedoch wirklich provoziert, ist, dass wir uns nicht einmal Sorge um das tägliche Brot machen sollen. Als Mutter von drei Kindern ist Haushaltsplanung einer meiner alltäglichen Jobs und es würde zu großem Stress führen, wenn die Jausendosen in der Früh nicht befüllt werden könnten. Und noch viel mehr: Wie geht es Müttern, in den Ländern des Südens, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder ernähren können? Den stillenden Müttern, die merken, dass ihr mangelernährter Körper keine Milch mehr hergibt, mit der sie ihre Babys sättigen können? Gänsehaut überläuft meinen Rücken bei diesen Gedanken … „Sorge dich nicht …“ wäre hier einfach nur zynisch! Das kann nicht gemeint sein!
Doch Jesus richtet in der Bergpredigt einen Wegweiser für uns auf, zeigt uns, in welche Richtung unsere Bemühungen gehen sollen: „Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.“
Aus meinem Blickwinkel der Schöpfungsverantwortung, behaupte ich, dass das Reich Gottes keine Utopie ist und sehr viel mit Klimagerechtigkeit zu tun hat.
Klimagerechtigkeit ist ein normatives Konzept und Teil der Umweltgerechtigkeit, das den menschengemachten Klimawandel als ein ethisches und politisches Problem betrachtet, anstatt lediglich als eine Umweltherausforderung. Ziel der Klimagerechtigkeit ist es, die Folgen des Klimawandels mit Konzepten sozialer Gerechtigkeit in Verbindung zu bringen. Denn vom Klimawandel werden als erstes und am härtesten die Menschen in den Ländern des Südens getroffen, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Kurz gesagt: Jede Klimafrage ist gleichzeitig eine soziale Frage.
Gerade als Christinnen und Christen sind wir aufgefordert, bei unseren Politikern Klimagerechtigkeit einzufordern. Es braucht gerade JETZT die großen Schritte. Denn Wetterextreme und die Auswirkungen der Klimaerhitzung werden sich bald vervielfachen.
Es braucht aber auch die vielen kleinen Schritte von jedem und jeder von uns im Alltag, denn wir können Nachhaltigkeit vorleben. Durch umfassende Lebensstiländerung könnte unser Ziel der Klimaneutralität in Europa zB 10 Jahre früher erreicht werden.
Vielleicht können uns hierbei Tipps aus dem Minimalismus helfen. Ich selbst und meine Familie haben mittlerweile die NachhaltigkeitsR als eine einfache Richtschnur für nachhaltigen Lebensstil in unseren Alltag integriert, die ich abschließend noch mit Ihnen – anhand eines sehr praktischen und alltagstauglichen Beispiels, teilen möchte. Welche Entscheidungen könnte man beim Kauf einer Flasche Bier berücksichtigen?