Yellow - magenta - cyan
Als ich noch im Generalvikariat der Diözese arbeitete und ich mein Büro betrat, begrüßte mich ein besonderes Bild des Fotokünstlers Franz Sattler aus Naas bei Weiz. Das Bild bestand aus 3 Farbfeldern mit dem blassen Schriftzug des Gebetes: „Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes“ in lateinischer Sprache. Was ich hier in der Hand halte, kennt jede und jeder der mit Druckwerken zu tun hat, ja eigentlich jeder der einen Farbdrucker an seinen Computer angeschlossen hat. „Yellow – Magenta – Cyan“, diese Farben sind notwendig um ein Farbbild auszudrucken. Anfangs habe ich mir mit diesem modernen Kunstwerk, das mir bei meiner Arbeit immer vor Augen war, schwergetan. Mit der Zeit wurde es aber für mich zu einer inspirierenden Quelle. Denn immer, wenn ich mein Büro berat, wurde ich daran erinnert in wessen Namen ich hier darf.
Der Künstler hat die Farbe Gelb Gott dem Vater zugeordnet. In der Frühlingszeit verbinde ich diese Farbe mit den Tulpen und Narzissen und sie führt mich weiter in die wunderbare Schöpfung Gottes. Die Farbe erinnert mich an den Schöpfungsbericht und zwar an das Licht, das Gott gleich am ersten Tag erschaffen hat. Sie steht aber auch für negative Dinge. So schreibt man der gelben Farbe Neid, Stolz und Eifersucht zu. Man sieht, dass die Farbe Gelb ein breites Spektrum an menschlichen Erfahrungen zum Ausdruck bringt. Mit den anderen Farben ist es nicht anders.
Die rot-blaue Farbe Magenta, die auch als helles Purpur bezeichnet wird, hat der Künstler dem Sohn Gottes zugeordnet. Im kirchlichen Kontext ist diese Farbe der Fasten- und Adventzeit zugeordnet und sie ist auch Farbe der kirchlichen Würdenträger in der Kirche. Der leidende Christus wird in der Kunst immer wieder im Purpur-Mantel dargestellt. Heute tragen vor allem Frauen sehr selbstbewusst die Farben rosa – pink – lila – violett, die sich im Farbspektrum Magenta widerspiegeln. Magenta ist das mittlere Feld des Kunstwerkes und erinnert mich daran, dass ich mich immer wieder neu auf diese Mitte – auf Jesus Christus – ausrichten kann.
Die blauen Farbtöne vom Farbspektrum Cyan erinnern mich an das Blau des Himmels und des Meeres, aber auch an den Wind. Bei einem Segeltörn durfte ich genau diese Farberfahrung machen. Ich fühlte mich frei und geborgen von dem Blau des Meeres und des Himmels das unser Schiff umgab und spürte die Kraft des Windes, der uns von einem Ort zum anderen geführt hat. Kann man die Geistkraft Gottes schöner spüren und erfahren?
So wie der geübte Segler sich seinem Schiff und dem Wind anvertraut, so dürfen auch wir vertrauen, dass der Geist Gottes in seiner Kirche präsent ist und wirkt. Selbst dann, wenn wir manchmal das Gefühl haben es gibt eine Flaute.
Meditiert man den Schriftzug des Bildes, so kann man erkennen, dass die Worte „patris“ – also Vater – und „spiritus sancti“ – Heiliger Geist – jeweils in das Farbfeld „filii“ – des Sohnes – hineinragen. Mischt man die 3 Farben im jeweils richtigen Verhältnis, so bekommt man die gesamte Buntheit dieser Welt präsentiert, die unserem Auge bekannt ist. Die ganze Fülle unseres Lebens wird uns tagtäglich im Farbenspiel des dreieinen Gottes vor Augen geführt. Theoretisch reicht die Mischung der 3 Farben aus um auch ein Schwarz zu erzielen. Aber jeder der einen Farbdrucker besitzt weiß, dass auch eine vierte Farbe – nämlich Schwarz – erforderlich ist um die notwendige Tiefenschärfe zu erreichen.
Ich lade Sie zu einem Gedankenexperiment ein. Beziehen Sie diese vierte Farbeinheit auf uns Menschen. Nicht in dem Verständnis, dass wir Menschen dunkle böse Wesen sind, das wäre völlig gegen den Schöpfungsgedanken Gottes, sondern in dem Denken, dass vieles für uns dunkel und unscharf wäre, wenn wir uns nicht auf die anderen Farben beziehen könnten. Im Wort Gottes der Bibel wird uns immer wieder verkündet, dass Gott die Liebe ist und dass dieser dreieinige Gott in einer Liebesbeziehung zueinander und zu uns Menschen steht. Diese Liebe zu uns Menschen ging so weit, dass Gott in Jesus Christus Menschengestalt angenommen hat, sich uns im Kreuz zugeneigt und in der Auferstehung den Tod überwunden hat. Erst dieses ineinandergreifen des göttlichen Farbenspiels hat dieses letzte, für uns Menschen unausweichliche,
Element des Todes den Schrecken genommen. So können wir in der Hoffnung leben, dass wir nach unserem irdischen Dasein ein noch größeres Farbenspiel erleben dürfen, wenn wir die Herrlichkeit des dreieinen uns liebenden Gottes schauen dürfen.
Yellow – Gelb: Gott Vater Schöpfer allen Seins – erleuchte uns.
Magenta – Rot-Blau: Sohn Gottes, menschgewordener Mittler zwischen
Himmel und Erde – lass uns im Nächsten dich erkennen.
Cyan – Blau: Gott Heiliger Geist, der du von beiden ausgehst – atme in
uns und leite uns auf unserem Weg.
Buntheit des dreieinen Gottes, lass uns die Liebe spüren
die uns atmen und leben lässt. Amen.