Predigt
Gottes Bund mit uns
Am Fünften Fastensonntag feiern wir den Gebetstag für verfolgte Christen. Sie werden verfolgt, weil sie den Bund mit Gott nicht brechen wollen. Dieser steht für sie über allem, auch wenn es das Leben kostet. Und auch Gott selbst sein Bund mit uns scheinbar so wichtig, dass er nicht aufgibt und sich immer wieder was Neues einfallen lässt, um diesen Bund mit uns zu erneuern.
Das Gesetz auf Steintafeln geschrieben, das er Mose übergeben hat, war schon sehr feierlich, aber vielleicht noch ein bisschen zu sehr von außen und von oben herab. Und es war wahrscheinlich ziemlich schwer, dieses Gesetz, das auf Steinen geschrieben war, mit sich zu tragen. Schwer und zugleich zerbrechlich war dieses Gesetz, das Mose dem Volk vom Berg mitgebracht hat. Bald ist es in tausend Scherben zerbrochen und er musste noch mal gehen. Das Gesetz wurde aber nicht nur wortwörtlich auf den Steintafeln gebrochen sondern auch so immer und immer wieder. Und Gott hat sich etwas Neues überlegt.
Sein Bund sollte nicht nur ein äußerliches Gesetz sein, das man halt halten muss. Sein Bund sollte eine Herzenssache sein. Sein Bund sollte uns zu Herzen gehen, uns ein Herzensanliegen sein. Sein Gesetz sollte nicht mehr nur auf Tafeln geschrieben sein, sondern es sollte in unser Herz geschrieben sein, unauslöschlich. Doch wie kann so ein Herz aussehen?
Wie bei jeder neuen Erfindung braucht es einen Prototyp. Und Gott schnappt sich nicht irgendjemanden als Versuchskaninchen. Nein, er selbst will der Prototyp sein und kommt in seinem Sohn Jesus Christus mit diesem neuen Herzen zur Welt. Wie sieht nun dieses Herz aus der Feder Gottes aus? Ich denke, das heutige Evangelium erzählt uns so einiges vom Herzen Jesu und somit auch von dem, was ganz tief in unser Herz geschrieben ist. Das Herz Jesu ist anziehend. Aus allen Völkern strömen Menschen herbei und wollen Jesus sehen. Das Herz Jesu ist bereit, sich hinzugeben für die anderen. Und das Herz Jesu will andere zu einem Leben in Freude und Fülle führen. Das Herz Jesu schwebt nicht irgendwo über der Erde. Nein, es weiß, dass diese Hingabe Schmerz und Tod bedeutet. Das Herz Jesu hat Angst. Aber das Herz Jesu vergisst auch in Angst nicht seinen Auftrag: die Verherrlichung Gottes und das Heil der Menschen. Und das Herz weiß sich auch in dieser dunklen Nacht mit dem Vater verbunden. Das Herz Jesu macht keine faulen Kompromisse. Was böse ist wird hinausgeworfen. Denn nichts soll im Wege stehen, wenn es alle an sich ziehen wird.
Ja, das Herz Jesu zieht alle an sich. Und wir? Jesus war der Prototyp dieses Herzens, in dem das Gesetz Gottes geschrieben steht. Aber wir alle haben ein Herz nach diesem Vorbild bekommen, so wie es der Prophet Jeremia in der heutigen Lesung verkündet hat. So kann auch unser Herz nicht anders, als in Seiner Nähe sein. "Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein." sagt Jesus. Und wir wollen bei ihm sein, auch wenn das bedeuten kann, wie ein Weizenkorn zu sterben. Aber genau dann werden wir leben. Amen.