Wie ist es mit dem Himmelreich?
Wie ist es mit dem Reich Gottes? Welche Vorstellung haben Sie davon? Was können wir dazu beitragen, dass das Reich Gottes hier bei uns Wirklichkeit wird?
In diesem langen Evangelium heute bringt Jesus uns gleich drei Gleichnisse. Alle beginnt er mit den Worten: „Mit dem Himmelreich ist es wie“. Dann hören wir von dem Mann, der guten Samen auf den Acker säte, vom Senfkorn und vom Sauerteig.
Mir geht es so, dass ich oft ziemlich rasch im Be- oder Verurteilen bin. Wir alle streben nach dem Guten, aber nicht immer können wir es gleich erkennen. So ist es bei dem Weizen und dem Unkraut. Dieses Unkraut sah dem Weizen so ähnlich, dass es man es kaum unterscheiden konnte. Daher war es besser, bis zur Ernte zu warten und dann das Gute vom Schlechten zu trennen. Gott schenkt uns immer wieder die Hoffnung, dass wir zu ihm umkehren dürfen, wie wir es in der ersten Lesung gehört haben. Also hat er viel Geduld und traut vielleicht auch dem Unkraut in meinem Leben zu, sich zu wandeln. Auf jeden Fall richtet Gott erst am Ende – diese Aussicht tröstet mich. Ein Senfkorn ist 1 mm groß. Es dauert nur einige Wochen, bis daraus eine 3 m hohe Staude wird. Aus etwas kleinem, unscheinbaren, das man übersehen könnte, wir also etwas Großes. Kleine Ursache – große Wirkung! Das kennen wir auch aus unserem Alltag: Wie wohltuend kann eine kleine Geste der Aufmerksamkeit sein. Gleichzeitig kann eine nebensächliche Bemerkung mich tief kränken oder verletzen. Jesus macht uns darauf aufmerksam, dass es einerseits Geduld braucht und dass wir die kleinen Dinge im Leben schätzen sollen. Ein Anruf während der Corona-Zeit, ein ehrlich gemeintes „Wie geht es Dir?“ können viel bewirken. Wir alle haben solche Erfahrungen bereits gemacht.
Mit der angegebenen Menge Mehl könnte die Frau Brot für 150 Menschen backen. Also dauert es lange, bis der ganze Teig durchsäuert war. Bis vor einigen Monaten lebten wir alle in einer schnelllebigen Zeit, viele von uns waren getrieben, gestresst. Gleichzeitig kennen wir das Sprichwort „Gut Ding braucht Weile“. Das trifft auch auf das Reich Gottes zu. Jede/r von uns hat Fähigkeiten und Begabungen geschenkt bekommen, mit denen wir am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten können. Wir wissen, dass es auf dieser Erde noch nicht Wirklichkeit geworden ist; unsere Schöpfung leidet darunter. Aber immer wieder blitzt etwas davon auf, auch in meinem Leben. Es geht nicht darum, Gebote und Vorschriften zu befolgen, um in den Himmel zu kommen, sondern darum, um meine Ohren zu öffnen: den Schrei meines Nächsten zu hören, der mich braucht; mein Herz zu öffnen und meine Stimme für die Armen zu erheben. Und all das mit einer Geduld und liebevollen Beharrlichkeit. Wenn mir das gelingt, schenkt Gott mir auch heute und hier immer wieder kleine Erfahrungen und einen Vorgeschmack auf das, was Reich Gottes sein kann und wie es sein kann. Für die kommende Woche wünsche ich Ihnen offene Sinne, Geduld, Achtsamkeit: wer weiß, was sie alles entdecken werden! Amen.