Jahresservice
Haben Sie heuer schon ihr Pickerl fürs Auto gemacht?
Einmal im Jahr ist es notwendig ein Service zu machen, Öl, Motor, Bremsen werden kontrolliert, das Auto wird auf Fahrtüchtigkeit überprüft.
Manchmal ist nur eine Kleinigkeit zur richten, manchmal muss aber viel Zeit und Geld investiert werden, um das Fahrzeug wieder für sich selbst und für die anderen Verkehrsteilnehmern sicher zu machen.
Das eingestanzte Datum im Pickerl erinnert uns daran, wann es wieder so weit ist.
Heute, am Aschermittwoch werden wir auch erinnert, erinnert an unser persönliches Jahresservice, ein Pickerl für unsere Lebensweise.
Einmal jährlich begehen wir Christinnen und Christen die 40 tägige Fastenzeit.
Diese Zeit bis zum Osterfest soll uns die Möglichkeit geben, unsere Lebensweise zu hinterfragen, unser Leben für uns und für andere wieder lebens- und liebenswert zu machen.
Jesus lädt uns ein, uns, in diesen kommenden Wochen, mit unserem Wesen, unserer Seele zu beschäftigen, mit dem, was von uns bleibt und ewig lebt, so wie wir Christinnen und Christen glauben.
Wenn wir mit dem Auto manchmal nur mit 30 oder 40 km/h fahren dürfen, ist das nicht besonders schnell, ein überschaubares Tempo, aber für die Sicherheit notwendig.
Die 40 Tage Fastenzeit ermöglicht es uns, auch unser Lebenstempo einmal zu reduzieren, mit einer überschaubaren Geschwindigkeit durchs Leben zu gehen.
Ich darf mir Zeit nehmen, Zeit, mich und mein Leben ernst zu nehmen. Ich darf auf mein Leben schauen.
Das ist doch schön! Ich darf mich in den Mittelpunkt stellen und mich fragen:
Wer bin ich? Wie lebe ich? Was tut mir gut? Bin ich wirklich der Mensch, der ich sein will und sein kann?
Ich darf mich um mein Wohl kümmern und hinhören, wie es in mir drinnen aussieht in meinem Herzen, in meiner Seele, in meinem Denken, in meinem Gewissen.
Jesus selber lädt mich, uns alle im heutigen Evangelium ein, alle Bereiche des Lebens einmal bewusst anzuschauen.
Dabei geht es nicht um äußere Frömmigkeitsübungen, nicht darum, unser Beten und Fasten zur Schau zu stellen, unser Äußeres danach auszurichten und nicht darum mit unseren guten Taten zu prahlen.
Es geht darum, unsere qualitative Beziehung zu Gott zu hinterfragen und welche Bedeutung er für unser Leben hat.
Kehr um und glaub an das Evangelium – lautet sein Auftrag. Kehr um, demütig, denn der Herr ist gnädig und barmherzig.
Wir alle kennen den Weg zu unserem Ziel – es ist das Osterfest – die Auferstehung Jesus, unsere Auferstehung mit ihm.
Doch sind wir, bin ich auf dem richtigen Weg dorthin?
Oder hab ich mich verirrt, muss ich umkehren und die Richtung wechseln?
Ist mein Weg mühsam, weil Dinge mitschleppe, die ich nicht brauche oder mich sogar belasten? Wie geht es mir mit meinen Mitmenschen?
Richtungswechsel kosten oft Überwindung, Kraft und Mut - und ohne Navi irrt man oft herum, das kostet Zeit.
Jesus sagt uns seine Hilfe zu, er zeigt uns die Richtung, er ist unser Navi, wenn wir an das Evangelium glauben.
Auch das Leben Jesu war vergänglich und wenn wir mit Jesus den Weg gehen, dann gehen wir auch auf seinen Tod zu.
Das Aschenkreuz, das wir heute empfangen, möchte uns auf den Boden der Realität zurückholen.
Die meiste Zeit im Jahr verwenden wir für Oberflächlichkeiten. Doch all das ist vergänglich.
Was von uns bleibt, ist dieser Staub.
Das Aschenkreuz ist Zeichen für die Vergänglichkeit, doch trotz dieser Vergänglichkeit ist Auferstehung und neues Leben möglich ist.
Jesus glaubt an jeden von uns, er sieht in unser Herz und wenn wir ehrlich in diese 40 Tage der Fastenzeit gehen, an sein Wort glauben und unsere Seele wieder in Einklang bringen, können wir mit Freude das Osterfest erwarten.
Amen.
Andrea Lang