Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Auch wenn distinguierte Zyniker den Relevanzverlust der Pop- und Rockmusik beklagen und den Tod ebendieser beschwören, versucht eine Reihe namhafter Autorinnen und Autoren sich in „Noch mehr Lärm!“ dem Phänomen in Essays, literarischen Texten, Songtexten und (foto-)grafischen Arbeiten zu nähern. Austrofred, Irene Diwiak und Wolfgang Pollanz werden ihre Texte lesen, das Marinski Trio wird feines Songwriting mit experimentellen Geigenklängen, schrägen Gitarren und herzpulsartiger Percussion verweben.
1994 nahm sich die Symbolfigur Kurt Cobain von Nirvana das Leben. Die Jahre davor war die Independent Music endgültig im Mainstream angekommen und Teil der kapitalistischen Verwertungs- und Marktlogik geworden. Immer öfter ersetzten kalkulierte Posen aufrichtige Haltungen. Die Verknüpfung und Gleichsetzung von Qualität und Authentizität mit einer verbindlichen Anti-Establishment-Haltung ging verloren. Und der behauptete Popdiskurs blieb sehr oft simulierter Protest.
25 Jahre später wird die genuine Idee des (Konzept)Albums von den Playlisten abgelöst, der allgemeingültige Kanon von immer kleiner werdenden Nischen und der Musikjournalist verliert mehr und mehr seine „Gatekeeper-Funktion“. Distinguierte Zyniker beklagen seit Jahren den Relevanzverlust der Pop-und Rockmusik und beschwören den Tod ebendieser. Zugleich gibt es die Sehnsucht vieler nach Inseln der Freiheit in ihrem standardisierten Alltagsleben. So wird Pop- und Rockmusik wieder mehr und mehr zum Spielplatz schwer fassbarer Individualisten, die sich der romantischen Zwecklosigkeit ihres Tuns ganz bewusst sind. Sie suchen und finden ihre Nischen, um das Feuer der Begeisterung neu zu entfachen.
Ganz in diesem Sinne bleibt Pop- und Rockmusik ein gesellschaftliches Phänomen – als Abbild von Trends und Tendenzen und als individuelle Tonspur des Lebens. Von der pubertären Identitätssuche mit inkludiertem Wunsch, die Welt zum Besseren zu verändern, bis zur postpubertären Selbsttherapie mit immer mehr versiegender Widerstandskultur. Wo das neoliberale Prinzip der maximalen Profitgenerierung auf die Kinder einer widerspruchslos hingenommenen Popkultursozialisation trifft, entsteht logischerweise weniger Reibung als erhofft und fatalerweise mehr Konformität als erwünscht. Ist Pop- und Rockmusik heute also doch nur mehr austauschbare Konsumware und einlullendes Ohrenfutter ohne Relevanz und ohne intellektuellen Gehalt? Ist der Bedeutungsverfall von Pop nicht aufzuhalten oder bietet die Tatsache, dass die Pop- und Rocklandschaft sich heutzutage über die Koexistenz zahlloser musikalischer Nischen definiert nicht eine große Chance? Es geht wohl darum, im Unüberschaubaren das Kostbare und Außergewöhnliche zu finden. Darüber lässt es sich trefflich diskutieren und die Autoren dieses Pop-Lesebuchs tun das mit großer Lust und viel Spaß an der Sache.
Einigkeit herrscht über die lebensprägende Bedeutung von Pop-und Rockmusik. Die Hörgewohnheiten und der Zugang zur Musik erzählen sehr viel über persönliche Lebensgeschichten – durch Schallplatten, CDs und Konzerte wurden und werden eigenständige Identitäten herausgebildet. Für viele der Autoren ist das Phänomen Pop- und Rockmusik ein unversiegbarer Quell der Inspiration abseits des Alltags und der Vernunft. Die Musik dient ihnen als Projektionsfläche für Sehnsüchte, bietet Simulationsräume für das Ungewisse und Unvermutete und ist für die meisten von ihnen viel mehr als Geschmacksverstärker, Stimmungsaufheller und ein Medium der Zerstreuung.
Auch wenn jeder weiß, dass Pop & Rock und das sogenannte richtige Leben nicht ein und dasselbe sind, bleibt der Befund, dass eine Welt ohne Pop undenkbar, ja armselig wäre. In diesem Buch geht es um Musik als Lebensgefühl, als Lebensanschauung, als Lebensinhalt und „lost in music“ als Lebensweise. Also „Ohren auf“ für „Noch mehr Lärm!“.
Heimo Mürzl