Die Diözese Graz-Seckau, 1218 gegründet, umfasst 388 Pfarren. Diözesanbischof ist seit 2015 Wilhelm Krautwaschl. Mehr zur Diözese
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Mit dem Offizier, Forscher und Wüstenmissionar Charles de Foucauld (1858-1916) erhielt die katholische Kirche am 15. Mai 2022 eine interessante Gestalt als neuen Heiligen. Sein tiefer Glaube, seine Selbsterkenntnis als "Bruder aller" wie auch sein drängender Wunsch, besonders den "Geringsten und Verlassensten" nahe zu sein, machen den gebürtigen Franzosen zu einem modernen Vorbild, erst recht in Zeiten des Umbruchs und der Krise.
Charles de Foucauld eröffne für die Kirche "neue Horizonte der Verkündigung", sagte Herbert Hartl von der Ordensgemeinschaft "Kleinen Brüdern Jesu" im Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Bruder Karl, wie de Foucauld im deutschen Sprachraum genannt wird, stehe für persönliche Umkehr zu einem Leben, das sich am Evangelium und insbesondere an den Seligpreisungen orientiere. Der neue Heilige lasse erahnen, "wie wir Kirche in der Diaspora leben können, wie wir die Ärmsten der Armen achten sollen, wie wir mit Andersgläubigen in Kontakt kommen und uns in andere Kulturen hineindenken können", so Hartl. In jedem Menschen - "auch im Armseligsten" - habe Charles Jesus erkannt, dem er stets nachfolgen wollte.
Bekannt ist de Foucauld heute vor allem für sein Wirken unter den Tuareg im heutigen Algerien, mit denen er sich allmählich vertraut machte, ihre Sprache erlernte, sich ihre Kultur aneignete und ihr Leben wie auch ihre Sorgen und Nöte teilte. Als er selbst einmal an Skorbut erkrankte, retteten die Einheimischen ihn mit Milch, berichtete Hartl. Umgekehrt habe der Heilige die Kolonialbehörden scharf für die Missachtung der Würde der Tuareg kritisiert, Sklaven losgekauft und sich um den materiellen und geistigen Fortschritt der Menschen gekümmert - wenngleich er die kolonialen Strukturen nicht per se hinterfragt habe.
Ebenfalls Mitglied der "Kleinen Brüder Jesu" ist Bruder Andreas Knapp, der bereits seit Ostern in einer Artikelserie der österreichischen Kirchenzeitungen Aspekte von de Foucaulds Leben beleuchtet. Im steirischen "Sonntagsblatt" (12. Mai) hob der in Leipzig lebende Priester und Poet die "universale Geschwisterlichkeit" hervor, die der neue Heilige nach dem Vorbild Jesu vorgelebt habe. Er habe familiäre Strukturen insofern ausgeweitet, indem er "die gesamte Menschheit als die neue große Familie Gottes" verstand und sich selbst daher als "Bruder aller Menschen, gleich welcher Nation, Rasse oder Religion sie angehören", sah.
Foucauld habe besonders den Muslimen, unter denen er viele Jahre lebte, große Hochachtung entgegengebracht, hob Knapp hervor. Mit dieser Deutung des Evangeliums sei der neue Heilige hochaktuell, erst recht in einer Zeit, "in der sich wieder nationale Egoismen oder konfessionelle Engstirnigkeit breitmachen", so der Ordensmann, und schlussfolgerte weiter: "Wenn alle Menschen Töchter und Söhne Gottes sind, folgt daraus eine Solidarität, die sich auch um eine gerechte Verteilung der Güter müht. Und jeder Krieg ist ein Schlag ins Gesicht Gottes, das sich ja in jedem Menschenantlitz spiegelt."
Beeindruckt von Charles de Foucauld zeigte sich auch der Wiener Moraltheologe Günter Virt. Inspirierend für heute sei de Foucauld durch seinen einfachen Lebensstil und durch seine Gebete, von denen mehrere erhalten und längst Teil des Gebetsschatzes der Kirche sind.
Die Priestergemeinschaft „Jesus Caritas“ ist ein Zweig der „Geistlichen Familie Charles de Foucaulds“ und wurde in den 1950er-Jahren in Frankreich gegründet. Zur Geistlichen Familie gehören zurzeit 20 unterschiedliche Gemeinschaften. Die bekanntesten sind die Ordensgemeinschaften der Kleinen Brüder Jesu und die der Kleinen Schwestern Jesu.
Die Fraternitäten der Kleinen Brüder Jesu und der Kleinen Schwestern Jesu faszinierten und überzeugten als eine neue Art gemeinschaftlich gelebten Ordenslebens. So schlossen sich auch in der Diözese Graz-Seckau Diözesanpriester zusammen, um im Geist Charles de Foucaulds zu leben. Derzeit zählt sich ein Dutzend Priester zur steirischen Bruderschaft. Eine Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu ist seit wenigen Jahren in der Diözese aktiv.
(Quelle: Kathpress/Red)
Der 1858 in Straßburg geborene Charles de Foucauld war Offizier und Nordafrika-Forscher mit einem ausschweifenden Lebenswandel, bevor er 1890 zunächst in den Trappisten-Orden eintrat. Nach Aufenthalten in Klöstern Frankreichs und später Syriens wurde er sieben Jahre später Eremit.
Auf der Suche nach einem einfachen Leben arbeitete er in Nazareth als Hausangestellter im Garten des Klarissenklosters, ehe er sich im westlichen Algerien niederließ. Nach der Übersiedlung nach Tamanrasset im Süden, wo er vermittelnd unter den lokalen Tuareg-Völkern leben wollte, wurde er 1916 in seiner Einsiedelei bei einem Überfall ermordet. Auf Foucauld beziehen sich zahlreiche katholische Ordensgemeinschaften, die erst nach seinem Tod entstanden. 2005 wurde de Foucauld von der Kirche seliggesprochen.
Die Kleinen Schwestern Jesu und die Priestergemeinschaft Jesus Caritas, Steiermark, laden zur Dankesfeier anlässlich der Heiligsprechung von Charles de Foucauld ein. Am Programm steht das gemeinsame Beten, eine Zeit der Begegnung sowie eine Agape.
Freitag, 20. Mai 2022, 18:30 Uhr, Herz Jesu Kirche, Graz