Maria von Magdala ist nicht nur als Pfarrpatronin auf dem zentralen Bild des Hochaltares (von Anton Jantl 1797) dargestellt, die gesamte Siedlung am Lemberg nahe Hartberg hat ihre Namensbezeichnung in den Ortsnamen übernommen.
Das Siegel und zugleich Logo unserer Pfarre (Erhebung zur Pfarre 1892) zeigt das charakteristische unserer Pfarrpatronin. Es zeigt eine Hand, die ein Gefäß mit kostbarem Öl hält, für die Salbung des notdürftig bestatteten Leichnams Jesu.
Fast zeitgleich mit der längst fälligen Erhebung der „Magdalenerin“ zur Apostolin der Apostel (2017 durch Papst Franziskus) reifte die Idee zu einer zeitgemäßen Interpretation der ersten Auferstehungszeugin, wie die Hl. Schrift es belegt. So entstand eine priesterliche Festtagsstola, die nicht nur zum Patrozinium am 22. Juli (zugleich Weihetag der Pfarrkirche) im Festgottesdienst verwendet wird.
Eine besondere Auszeichnung erhielt die Paramentik-Werkstätte der Benediktinerinnen in Steinerkirchen OÖ mit ihrer hochwertigen Ausführung der Stickarbeiten an dieser Stola: Den Oberösterreichischen Handwerkspreis 2018 in der Kategorie Mode und Lifestyle. Hier können sie mehr dazu lesen.
Zum Werdegang / Anlass
Aus einem zufällig entdeckten Stickbild, darstellend Maria Magdalena, wurde nach einem Reifungsprozess eine Stola gestaltet. Einzigartig entworfen und ausgeführt vom Team der Paramentikwerkstatt in Steinerkirchen (OÖ).
Seit der „Aufwertung“ Maria Magdalena zur Apostolin suchte ich seit längerem einen Anlass diese neue, positive, Sichtweise auf die Auferstehungszeugin gebührend zu würdigen.
Das Hochaltarbild unserer Pfarrkirche stellt unsere Pfarrpatronin typisch der damaligen Auffassung mit langem wallendem Haar als Büßerin, Sünderin usw. in einer drastisch dunklen Höhle, händeringend dar. Ich tu mir oft schon schwer diese eingefangene Depression auszuhalten, in dieser so hellen schönen kleinen Kirche.
Gedanken zur Gestaltung der Stola
Auf der rechten Stolaseite ist Maria aus Magdala dargestellt. Anders als auf sonst üblichen Darstellungen, ist sie hier in hellen Farben gehalten, nicht in düsteren der Büßerin oder gar kräftigen der Prostituierten. Sie kommt gerade vom Grab, das Salbgefäß noch offen, die Augen nach unten gesenkt. Fast könnte man ihre Verwirrtheit und ihr Nachdenken spüren. Auffallend wie sorgsam sie dieses Gefäß hält, welches sie durch das Erlebnis an Jesu Grab vergessen hat zu schließen. Ihr Überwurf verschmilzt mit der Umgebung in rotbraunen Tönen, als wäre das getrocknete Blut der Wunden des Gekreuzigten noch wahrnehmbar. Im Abwenden vom Grab spürt sie kaum noch ihre Füße; Momentan ist ihr wohl egal was sie trägt. Ihr Blick sucht demütig den Boden, dennoch ist weder ihr Gesicht noch ihre Haltung von Hoffnungslosigkeit gezeichnet.
Wunderbar passt der Lesungstext zu ihrem Festtag aus dem Hohenlied: „..Ich suchte ihn und fand ihn nicht…“
Auf der linken Stolaseite wird gleichsam einem Schnappschuss der nächste Augenblick festgehalten. Die Magdalenerin tritt aus dem Schatten des Grabes in den Garten. In ihrer Silhouette strahlt die Morgensonne entgegen. Sie kann nicht erkennen, wer da ihr gegenübersteht und dem sie vorwurfsvoll ihr Leid klagt. Das Johannesevangelium schildert uns diese kurze und doch so bedeutsame Begegnung. Wie ein Blitz fährt ihr die Erkenntnis durch das Herz. Wie könnte sie es auch überhören? Keiner hat je ihren Namen so ausgesprochen, ihren Namen! Nach ihrem Verstummen, wird sie zur Hörenden und Bekennerin. Sie wendet sich dem zunächst Verkannten ganz zu und will ihn festhalten. Doch sie erhält eine Aufgabe. Ermutigt berichtet sie den ängstlichen Jüngern: VIDI -„Ich habe den Herrn gesehen.“
Wenn beide Stolaseiten zusammengelegt werden, erkennt man die Einrahmung beider Darstellungen: Ein nachempfundenes orientalisches Tor rahmt beide Momente behutsam ein. Jedoch wirkt es nicht statisch fest; Im Gegenteil, es ist weit geöffnet. Durch die Weitergabe der Begegnung mit dem Auferstandenen steht die Pforte zum Leben weit offen.
Mario Brandstätter