Gedanken zur Vorstellung der Glockenkarte für die Pfarrkirche St. Magdalena bei Harberg von Pfarrer Brandstätter, vorgetragen am Patrizisonntag, 17.03.2019
HÖREN – ah es ist Mittag!
INNEHALTEN – Moment… langsam… da is etwas
GEDENKEN – mhhh ja, Oma geht’s nicht gut, mein Nachbar ist verstorben
BETEN - Gott, treuer du, bitte lass…. wieder gesund werden!
Jeder von uns kennt sicher noch den Ohrwurm: „Wia a Glocken“ von Marianne Mendt. Gott sei Dank läuten unsere Glocken nicht 24 Stunden!! Aber von diesem Liedtext geht soviel Herzenswärme und Optimismus aus; davon kann sich fast keiner entziehen.
Dagegen halte ich eine Stimme: „Immer wenn Glocken zerstört oder zum Schweigen gebracht wurden, gab es auch keine Menschenwürde mehr.“
Bisher gab es für unsere Kirchenglocken fast nur Nummern, bis auf die Heimkehrerglocke. Eigentlich schade, ja sogar etwas schändlich. Warum?
Derselbe Autor meint nämlich: „Glocken sind etwas sehr mystisches. Der Klang der Glocke verbindet Himmel und Erde.“
So darf ich nun nach eingehender Recherche, mit etwas Stolz, unser derzeitiges Geläute im Kirchturm St. Magdalena vorstellen:
Gegossen: 1950 von Fa. Pfundner in Wien
Maße: Ø 107 cm, 730 kg
Ton: f/1
Inschrift: „GEWIDMET DEN GEFALLENEN KRIEGERN VON ST. MAGDALENA B. HARTBERG“
Bereits 1789 wissen wir sicher von einer Magdalena-Glocke. 1872 wird darunter eine „Pfarrglocke“ verstanden. Bei der Glockenanschaffung 1923 wird die zweitgrößte Glocke, Patrizius geweiht, den Gefallenen mit Inschrift gewidmet. Die Vorgängerin der heutigen „Einser“ wurde 1924 auf Hl. Magdalena, dem Hl. Herzen Jesu und Mariahilf geweiht.
Der tontiefsten Glocke kommen Ehrenrechte in der Läuteordnung zu: Gebetläuten am Sonntag, Läuten zur Angst Jesu Donnerstag abends und zum Tod Jesu am Freitag 15 Uhr.
Als unsere Pfarrglocke, läutet sie als Zeichen für die Pfarrangehörigen ausserhalb der Kirche während der Pfarrmesse zu Evangelium und Wandlung, sowie bei Spendung von Sakramenten.
Durch die großzügigen Spenden der Kameraden, wie die Pfarrchronik besonders hervorhebt, dient sie als Schied-Glocke für Kameraden.
Gegossen: 1950 von Fa. Pfundner in Wien
Maße: Ø 90 cm, 444 kg
Ton: a/1
Inschrift: „HL. PATRIZIUS BITTE FÜR UNS!“
Die Fa. Pfundner statte bis 1970 einige Kirchen mit Großgeläuten aus: 11-stimmige Hauptgeläute des Stephansdomes. Typisch war der einfache Dekor der Glocken ab 1930. Die Bilder stammen Großteils vom Künstler Jakob Adlhart, von ihm stammen auch die berühmten Masken am Festspielhaus in Salzburg.
Die Vermutung liegt nahe, anzunehmen, dass früher bereits eine Glocke unserem zweiten Pfarrpatron gewidmet gewesen sein muss, da ja die Einkünfte von seinem Altar immerhin der Pfarrkasse viel eingebracht haben. Erst 1923 scheint belegbar eine Glocke in der selben Größe auf, den Hll. Patritius, Florian und Anna geweiht.
Dem Rang nach und der Verbundenheit mit dem Patron müsste diese Glocke eine neue Würdigung erfahren.
Gegossen: 1950 von Fa Pfundner in Wien
Maße: Ø 75 cm, 252 kg
Ton: c/2
Inschrift: „HL. ANTONIUS V. PADUA BITTE FÜR UNS!“
1923 wurde eine ähnliche Glocke geweiht den Hl. Elisabeth, Johannes d. Täufer und Antonius v. Padua, jedoch 1942 wieder abgeliefert werden.
Die dem Hl. Antonius geweihte Glocke ist unsere Gebetsglocke. Sie läutet, bis auf Sonntag, 3x täglich zum Angelus Domini (7.00/12.00/19.00 Uhr)
Gegossen: 1898 von Johann Frisch in Graz, also 6 Jahre nach der Pfarrerhebung
Maße: Ø 57 cm, 102 kg
Ton: f
Inschrift: „GEGOSSEN IM AUFTRAGE DER UNIO-CATHOLICA“
Wann und unter welchen Umständen sie zu uns gekommen ist, darüber schweigen die Aufzeichnungen. Sie wird erstmals in einem Glockenverzeichnis 1916 erwähnt.
Als kleinste Glocke überdauert sie beide Weltkriege, sogar eine wertvolle Feltl-Glocke von 1841 muss 1917 abgeliefert werden.
Die Pfarrchronik nennt 1872 eine Elisabethglocke als Versehglocke.
Sie wird seit jeher Josefsglocke genannt und ist die Zügenglocke, wenn eine Todesnachricht eintrifft. Zudem läutet sie jeden Abend nach dem Gebetläuten als Mahnung zum „Vaterunser“ für unsere Verstorbenen.
Signatur
Ein Brauch unter den unzähligen alten Läuteordnungen ist das Signiern mit einer Glocke, bevor das das Plenum, Geläute aller Glocken, zum Gottesdienst ruft.
Wir werden das mal versuchen.. .quasi Vorzeichen zum üblichen Zusammenläuten wird eine besondere Ehre angedeutet. Heute eben Fest des Hl. Patrick.
Nun haben sie wieder einen Namen. Verbinden wir Gläubige mit ihrem Klang sovieles.
Bei einer Glockenweihe sagte ein Generalvikar: „Glocken sind Zeichen der Hoffnung. In ihrem Geläute berührt sich Zeit und Ewikeit. Sie sind Herzschrittmacher für unsere Seele; sie laden ein zu unterbrechen; innezuhalten; so kommt Stimmung in unser Leben und wir feiern den Glauben.“
Die fertig gewordene Glockenkarte möge euch einladen die verborgenen Stimmen in St. Magdalena neu zu bedenken und zu würdigen. – Ein hoffentlich nützliches Geschenk an die Bevölkerung.