Pfarre Ratten
Wie PETER ROSEGGER 1883 schrieb, ist Ratten ein Dörflein zwischen den Waldbergen der Feistritz am Fuß der Rattneralpe. Es hat viele Bauernhäuser auf den Hängen und in den Schluchten zerstreut. Es hat eine schöne geräumige Kirche, in der der heilige Pfarrpatron Nikolaus wohnt.
Das Rattnertal war stets von Leben und Arbeit erfüllt: Aus dem Urwald entstand eine Kulturlandschaft, die Arbeit der in rauhem Klima werkenden Bergbauern, in den Bergen wurde das Erz gewonnen und in den vielen Schmieden und Hämmern verarbeitet, aus den Hochwäldern wurde das Holz gebracht, nach den Köhlern kam der Braunkohlenbergbau, die Glasfabrik entstand und auf den Straßen fuhren die Kohlen-, Wein-, Salz-. und Eisenfuhrleute, bis die Schmalspurbahn Ratten mit Birkfeld verband. Aus dem Bergwerksort Ratten entstand der Fremdenverkehrsort, an Stelle des verschwundenen Kohlenbergwerks wuchs ein schöner Ort. Die Orte St. Kathrein am Hauenstein, Ratten und Rettenegg, zu dem einst auch St. Jakob im Walde, der Vorort des „Jogllandes“ gezählt wurde, sind nicht nur ein Grenzland gegen Niederösterreich, sondern auch der kräftige, entlegene Nordteil der Oststeiermark.
"Roten" bedeutete Mittelhochdeutsch roden, "rod" bedeutete Neuland. Im Lauf der Jahrhunderte wandelten sich die ursprünglichen Bezeichnungen und wurde schließlich als Ortsname „Ratten“ auf das heutige Gemeindegebiet bezogen.
Die Rodung im Nachbargebiet waren im Allgemeinen um 1200 schon beendet. Sie dürften in Ratten erst um diese Zeit angefangen und als Einzelrodungen bis in das 14.Jahrhundert gedauert haben.
Der herrschaftliche Amtmann und Dorfrichter hatte seinen Amtssitz im 1426 erstmals erwähnten Taczhof (Tacz = Steuer). Der Tatzhof, heute Gasthof Krainer, ist das älteste profane Gebäude in Ratten. Nach alten Erzählungen soll ein unterirdischer Gang zur Rosenkranzkapelle als Fluchtweg geführt haben.
Bewohner und Bevölkerungszahl:
Die Bewohner von Ratten waren über Jahrhunderte hinweg hauptsächlich Bauern und ein kleinerer Anteil Handwerker.
Die von 1770 (erste Aufzeichnungen) bis 1920 etwa gleichbleibende Bevölkerungszahl, rund 800 bis 900 Bewohner, erhöhte sich zu Beginn der 20er-Jahre durch Kohlebergbau, Glashütte, Holzindustrie und Eisenbahnanschluss sowie auch durch die Zuwanderung von Glasfacharbeitern aus dem Sudetengebiet (Böhmen).
Im Jahr 1951 zählte Ratten 1.522 Einwohner, in Folge der Bergbauschließung 1960 ging die Einwohnerzahl wieder zurück und stabilisierte sich in den letzten Jahren wieder. Volkszählung 1991: 1.320 Einwohner, 2001, 2011: 1200 Einwohner.
Die erwerbsmäßigen Schwerpunkte in der Gemeinde Ratten liegen seit einigen Jahren in den Wirtschaftsbereichen Gewerbe, Tourismus, Dienstleistung und Land- und Forstwirtschaft.
Geschichtliches:
Im Zuge der Besiedelung wurde das obere Feistritztal durch einen Gehsteig an den Hängen von Birkfeld aus begehbar gemacht. Denn Ratten war eine Filiale der Pfarre Birkfeld, war also von dort erreichbar.
St. Kathrein wird 1383 genannt, 1424 als Kirche im „hirczpach“, die zur Pfarre Ratten gehört. Die Burg Kranichberg liegt in der Pfarre Gloggnitz in NÖ, gehörte im 12. Jahrhundert noch zur Steiermark und war im Besitz der Herren von Kranichberg. Die Kranichberger starben 1510 aus. Die Herrschaft Kranichberg besaß aber noch bis 1850 die meisten Höfe im Ratten.