Gesegnete Mahlzeit und Prosit!
Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein.
Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten. Lk 14, 13-14
Wie geht denn das? Haben Sie das schon einmal ausprobiert?
Vor 35 Jahren (1987) gewann ein Film aus Dänemark den sogenannten Auslandsoskar. Er heißt: Babettes Fest! Dieser Film beruht auf einer Novelle der dänischen Schriftstellerin Karen Blixens.
Die Geschichte nimmt uns mit in ein kleines Fischerdorf in Jütland des 19. Jahrhunderts. Der evangelische Pfarrer des Dorfes hat aus seiner Gemeinde einen sehr engen pietistischen Zirkel geformt. Seine beiden Töchter hat er nach den Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchton benannt, also Martina und Philippa. Er hat sie zu frommen, bescheidenen und enthaltsamen Menschen erzogen. Beide Töchter werden von jungen Franzosen umworben, die zufällig an diesen abgelegenen Ort kommen. Einer ist ein junger adeliger Offizier, der zweite ein Opernsänger. Aber die beiden bildhübschen Schwestern sind nicht bereit sich auf eine Beziehung oder Ehe einzulassen. Als der Vater stirbt, übernehmen die beiden nicht nur den Haushalt sondern auch die fromme Gemeinde, die aber nicht von Konflikten verschont bleibt.
Im Jahre 1872 trifft die Französin Babette Harsant im Dorf ein. Sie musste aus Paris fliehen aufgrund eines politischen Umsturzes, bei dem sie Mann und Sohn verlor. Ein ehemaliger französischer Verehrer der Schwestern bittet sie brieflich, diese politisch Verfolgte aufzunehmen. Die beiden altgewordenen Damen nehmen sie gutherzig auf und stellen sie als Hausfrau an. Babette lernt Stockfisch und Brotsuppe zuzubereiten und versteht auch dieses einfache Essen mit Kräutern und anderen Kleinigkeiten zu veredeln.
Vierzehn Jahre später – Babette wurde inzwischen obwohl sie Katholikin ist in die Dorfgemeinschaft integriert –gewinnt sie in einer französischen Lotterie 10.000 Francs und könnte damit daheim ein neues Leben anfangen.
Aber da beginnt jetzt eine ganz andere Geschichte. Babette bittet ihre ergrauten Dienstgeberinnen zum 100. Geburtstag ihres Vaters und Gemeindegründers ein Festessen im französischen Stil zu dürfen. Die Zutaten lässt sie eigens aus Frankreich kommen. Darunter sind (heute politisch völlig unkorrekt;) eine große lebende Schildkröte, ein Käfig voller Wachteln, einen Ochsenkopf und eine Stange Eis, und eine ganz besondere Weinlieferung. Die Schwestern beschließen die Einladung anzunehmen, aber wollen ihrer einfachen, gottesfürchtigen Lebensweise auch treu bleiben. Sie vereinbaren den weltlichen Genüssen mit eisigem Schweigen zu begegnen und Babette nicht für ihre Kochkünste zu loben.
12 Gäste kommen am Abend des Festessens zusammen. Äußerlich unbeeindruckt und unwissend nehmen sie das Mahl zu sich und halten den Champagner z.B. für prickelnde Limonade. Nur einer der ehemalige Verehrer von Martina, der gerade zufällig seine alte Tante im Dorf besuchte und in Paris zum General aufgestiegen ist, erkennt die wunderbare Qualität der Speisen und der Weine. In seiner Ansprache lobt er überschwänglich die Kochkünste mit vielen biblischen Zitaten. Er erzählt, er habe nur einmal in Paris in einem erlesenen Restaurant so exquisit wie hier gespeist und dort war der Koch eine Frau.
Und das Wunder passiert: Mit steigenden Weinkonsum taut die Gesellschaft auf und es kommt zu Aussöhnungen und Umarmungen. Das Festmahl wird zu einem Liebesmahl und die Köchin wird hochgelobt. Zum Schluss tanzt die ganze Dorfgemeinde vor dem Haus im frisch gefallenen Schnee.
Babette erklärt nach der Feier den beiden fassungslosen Schwestern, dass sie die Kosten für dieses Mahl mit ihrem gesamten Gewinn (10.000fr.) bestritten hat. So viel koste ein Essen für 12 Personen in dem edlen Restaurant in Paris, wo sie Küchenchefin war. Sie werde aber jetzt weiter bei den beiden Schwestern bleiben, die sie so barmherzig aufgenommen haben. In Paris würde sie niemanden mehr kennen.
Für mich ist dieser Film – den sie unbedingt sehen sollten – eine herrliche Auslegung für die Eucharistie. Der Film wäre die beste Erskommunionvorbereitung für Erwachsene. Wir sind alle bei jeder Messe zu einem großartigen Festmahl eingeladen für das Jesus alles gegeben hat, sich selbst. Er übersieht keinen, alle haben an seinem Tisch Platz. Er beschenkt uns mit seiner ganzen Liebe und stellt uns keine Rechnung aus. Wir sind eingeladen zum Fest des Lebens. Christus, der Auferstandene freut sich, wenn wir es genießen können.
Dieser Film ist der erste und einzige Film, der in einem päpstlichen Lehrschreiben zitiert wird. Papst Franziskus hat in seiner Enzyklika Amoris laetitia, über die Liebe in der Familie, auf diesen Film hingewiesen und zusammenfassend so kommentiert: Süß und belebend ist die Freude, anderen Vergnügen zu bereiten und zu sehen, wie sie genießen.
In diesem Sinne: Gesegnete Mahlzeit und Prosit!