Frohe Botschaft?
Evangelium, Frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus.
Diese liturgische Antwort reibt sich heute mit der Predigt Jesu. Dieser Abschnitt lässt aufhorchen und stellt unsere gängigen Vorstellungen und Bilder von Jesus in Frage.
Welchen Jesus hätten denn wir heute gerne an unserer Seite?
Den, der die Kinder zu sich ruft, sie umarmt und segnet?
Den, der sich den Kranken zuwendet, sich berühren lässt und heilt?
Den, der uns das Gleichnis vom verloren Schaf, vom verlorenen und wiedergefunden Geld und vom Barmherzigen Vater erzählt?
Den Auferstandenen, der sich zeigt mit dem Gruß: Friede sei mit euch!
Jesus enttäuscht mit seinen Worten heute diese Erwartungen und spricht damit sehr realistisch an, was er selbst in seiner Mission erlebt hat und viele Gläubige, die zur Wolke der Zeugen und Zeuginnen gehören, von denen heute in der Lesung die Rede war. Sie erleben Auseinandersetzungen, Verfolgungen, Benachteiligungen, üble Nachrede, Schikanen, Folter und Terror bis heute.
Jesus warnt vor falschen Hoffnungen: Der Friede den er bringen will im Namen Gottes, der endgültige Shalom im Reich Gottes, in dieser neuen Welt, in der die Liebe zählt, fällt uns nicht einfach so zu. Wir sind voll und ganz gefordert diesen Weg der Nachfolge Jesu mitzugehen. Für Weicheier und Softies ist das nichts.
Es brennt. Feuer zwingt zum Handeln. Ich darf an die Parabel vom Zirkus erinnern, die uns der gläubige Philosoph Sören Kierkegaard mitgibt:
In einem Wanderzirkus brach Feuer aus. Es bestand die Gefahr, dass es auf die Felder übergreifen und damit auch das Dorf in der Nähe bedrohen könnte.
Der Zirkusdirektor schickte daher den Clown, der schon für die Vorstellung geschminkt und angezogen war, in das Dorf. Hals über Kopf rannte der Clown auf den Marktplatz und rief: „Der Zirkus brennt, der Zirkus brennt! Kommt sofort und helft alle, das Feuer zu löschen!“ Doch die Dorfbewohner hielten das Geschrei des Clowns nur für eine neue Idee, möglichst viele Zuschauer in die Vorstellung zu locken. Sie klatschten und lachten über den vermeintlichen Werbetrick.
Der Clown, dem zum Weinen zu Mute war, beschwor die Leute. Er versuchte ihnen klarzumachen, dass dies kein dummer Spaß, sondern bitterer Ernst sei, es brenne wirklich. Doch je mehr er sie anflehte „Helft! Bitte, helft schnell“, desto mehr Menschen blieben stehen. Sie fanden, er spiele seine Rolle ausgezeichnet, bis das Feuer auf die Felder übergriff und auch das Dorf, für das jede Hilfe zu spät kam, in Flammen aufging.
Diese Geschichte erleben wir gerade zurzeit live. Es brennt rundherum: in den ausgedörrten Landstrichen mitten in Europa, im politischen Gefüge, in den sozialen Medien, in der Ukraine, in Syrien und in unseren Demokratien. Lassen wir Jesus nicht zum Clown verkommen. Nehmen wir in ernst als Urheber und Vollender unseres Glaubens und Gottvertrauens. AMEN!