Vorfreude
Freuen Sie sich schon?
Heute in einer Woche feiern wir Pfingsten! Vielleicht kommt bei manchen Vorfreude auf, weil ein Kurzurlaub am verlängerten Wochenende geplant ist. Vielleicht fragen andere sich, welchen konkreten Anlass es gerade zu Pfingsten zur Freude gibt.
Wir feiern Geburtstag, den Geburtstag der Kirche! Im Gegensatz zu Weihnachten und Ostern, wo wir an ein ganz konkretes Ereignis im Leben Jesu denken, das großen Einfluss auf unser Leben als Christ:innen hat, ist Pfingsten anders.
Am Beginn des Gottesdienstes haben wir deshalb ein ganz besonderes Gebet gesungen: Den Pfingsthymnus. Dieser Text aus dem 9. Jdht. ist eines der wenigen Gebete, in denen wir den Heiligen Geist ansprechen. Meist sprechen wir Gott Vater oder Jesus Christus an, selten wagen wir es, den Heiligen Geist als göttliche Person anzusprechen. Er ist ja nicht nur ein Gegenüber, sondern als göttliche Person eine Kraft, die in uns selbst gelegt ist. Mit der Taufe wurde uns diese göttliche Kraft geschenkt, die unser Leben beflügelt, die uns stark und mutig machen soll.
Im Pfingsthymnus ist wunderschön und poetisch ausgefaltet, was diese Geistkraft Gottes alles bewirken kann und worum wir sie immer wieder bitten dürfen. Tiefste menschliche bzw. christliche Sehnsucht lese ich da heraus, dass wir als Geisterfüllte Menschen voller Liebe, Licht und Kraft sind, die den Mut haben, für die Armen einzustehen, ihre Stimme zu erheben für alle, die unterdrückt werden, die sich immer wieder im Gebet an den dreieinigen Gott rückbinden.
Dass wir eins seien, ist der Wunsch Jesu, den wir im Evangelium heute gehört haben. Das bedeutet nicht, dass wir immer alle einer Meinung sein müssen, aber dass wir letztlich glauben und wissen, dass Gott es ist, der uns die Kraft zum Guten, zur Versöhnung und zur Einheit schenkt.
Dieser Heilige Geist ist manchen von uns vielleicht suspekt, weil es durchaus sein kann, dass er mein Leben erschüttert, dass er mich aufweckt aus der Lethargie des immer Gleichen – in der Kirche ebenso wie im alltäglichen Leben. Deshalb freue ich mich über „pfingstliche Menschen“, die mir in letzter Zeit begegnet sind: zum einen Jhon aus Kolumbien, der offen auf alle zugeht, der trotz aller Sprachbarrieren kommunikativ ist und so viel wie möglich lernen möchte. Zum anderen Richard aus Singapur, der am Pfingstsamstag das Sakrament der Firmung empfangen wird, der unaufdringlich und freundlich auf der Suche ist.
Welche pfingstlichen Menschen fallen Ihnen ein, die Ihnen in letzter Zeit begegnet sind? Und wo trauen Sie sich, auf den Geist Gottes zu vertrauen, offen zu sein, was er in Ihrem Leben verändern möchte? Ich lade Sie ein, sich in der Vorbereitung auf Pfingsten darüber Gedanken zu machen und wünsche Ihnen Vorfreude und pfingstliche Freude – ganz egal, wie und wo Sie Pfingsten heuer feiern werden. Amen.