Ein Friede, der nicht von dieser Welt ist
Letzte Woche ging ich nach einem Einkauf zu meinem Fahrrad und wurde unfreiwillig Ohrenzeuge von einem Gespräch von zwei Damen, die vielleicht ein wenig älter waren als ich. Die eine erzählte der anderen, dass sie ganz empört ist über einige Jugendliche, die auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums mit ihrem Moped herumgefahren sind, den Motor dabei laut aufgedreht haben und Aludosen eines Erfrischungsgetränkes über den Platz geschleudert hätten. Am liebsten hätte sie… Sie gebrauchte recht gewalttätige Worte für das, was sie den Jugendlichen gerne angetan hätte. Diese aggressive Schilderung machte mich nachdenklich, bzw. weckte in mir selbst Aggressionen. Wie damit umgehen?
Der heutige Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu spricht eine andere Sprache. Gerade diese Worte sind ein Gegengewicht zu der Stimmung die jetzt bei uns in der Luft liegt. Wie finden Menschen wirklich (inneren) Frieden? Dazu eine Erzählung aus einer muslimischen Tradition:
Es wird erzählt, dass Malik sehr aufgebracht war über einen leichtsinnigen jungen Mann, der sich unerträglich benahm. Malik bat ihn sein Benehmen zu ändern. Der ließ ihn aber kühl abblitzen und sagte höhnisch, dass er ein Freund des Sultans sei und ihn niemand daran hindern könne, zu leben wie er wolle.
„Ich werde mich persönlich beim Sultan beschweren“, konterte darauf Malik. „Das wird keinen Sinn haben, denn der Sultan wird seine Meinung mir gegenüber niemals ändern“, sagte der junge Mann. „Dann werde ich dich beim Schöpfer oben anzeigen“, sagte Malik. „Der Schöpfer“, meinte der junge Mann, „der ist viel zu nachsichtig, um mir Vorwürfe zu machen.“
Malik war hilflos. Aber der Ruf dieses jungen Mannes verschlechterte sich auch in der Öffentlichkeit. Ein Skandal hetzte den anderen. Malik empfand es als seine Pflicht, dem jungen Mann ins Gewissen zu reden. Also machte er sich auf dem Weg zu seinem Haus, um ihn wieder zur Rede zu stellen. Kurz bevor er das Haustor erreichte, hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: „Rühre meinen Freund nicht an. Er steht unter meinem Schutz.“ Malik war so verwirrt, dass er nicht wusste, was er sagen sollte, als der junge Mann vor ihm stand. „Warum seid Ihr wieder gekommen, Malik?“, fragte der junge Mann. „ Ich kam um dich zu tadeln, um dir ins Gewissen zu reden. Aber auf dem Weg hierher hörte ich eine Stimme, die sagte, ich solle dich nicht anrühren, denn du stündest unter Seinem Schutz.“ Das Gesicht des Frevlers veränderte sich. „Nannte Er mich wirklich seinen Freund?“, fragte der junge Mann.
Jahre später traf Malik diesen Mann in Mekka wieder. Die Worte der Stimme hatten ihn so tief berührt, dass er seinen ganzen Besitz aufgegeben hatte und ein wandernder Bettler geworden war. Hier in Mekka sagte er noch zu Malik: „Ich kam hierher auf der Suche nach meinem Freund“, dann starb er.
Gott, der Freund eines Sünders? Eine gefährliche und erstaunliche Feststellung. Aber genau das war die Lebensmission Jesu. Wer sich dieser Guten Nachricht anvertraut und das auch wirklich für sich glaubt, wird den Frieden finden. Einen Frieden, den wir nicht machen können, der nicht von dieser Welt ist. AMEN!