Zu-Flucht
Über eine Million Menschen sind auf der Flucht vor dem Schrecken eines Mächtigen und wir hören aus Psalm 91 "Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen. Gott ist Zuflucht und Burg.
Über eine Million Menschen sind auf der Flucht, weil ihre Heimat zerstört wird und wir hören die Zusage: "Dir begegnet kein Unheil, deinem Zelt naht keine Plage."
Da drängt sich der Gedanke auf, dass das der größte Hohn aller Zeiten ist. Oder ein billiger Trost, ein leeres Versprechen. Mag sein, dass das für die Situation, in der der Psalmist vor mehreren tausend Jahren gelebt hat, Gültigkeit hatte, aber er hatte keine Ahnung, in welcher Situation unsere Welt heute ist. Ja, diese Gedanken sind legitim, aber nicht sonderlich aufbauend. Deshalb habe ich weiter gefragt. Was kann uns dieser Psalm 91 heute in unserer Situation sagen? Und mir sind zwei Zugänge aufgegangen, die ich jetzt mit euch teilen will:
Die Freundschaft mit Gott bietet uns eine Zuflucht, die uns niemand nehmen kann, egal, wie die Umstände um uns herum sind. Es gibt einen Ort tief in uns drinnen, der uns eine Sicherheit schenkt. Teresa von Avila, eine große Heilige, spricht von unserer inneren Burg. In diese Burg, tief in unserer Seele, können wir jederzeit in unseren Gedanken hineingehen. In dieser Burg wohnt Gott und er ist es, der uns diesen Frieden und diese Sicherheit schenkt. Wir dürfen immer mehr lernen, diesen Ort in uns zu besuchen. Diesen Ort der inneren Sicherheit und des inneren Friedens kann uns kein Krieg, keine Krankheit, kein Streit und auch keine schlechte Note in der Schule nehmen, ja, nicht einmal der Tod kann uns diesen heiligen Ort rauben. Ich kann diesen Ort aufsuchen, egal ob ich am Strand die Sonne genieße, oder im Krankenbett liege, oder meinen täglichen Pflichten nachgehe.
Es ist wunderbar und bestärkend, wenn wir diesen heiligen Ort in uns entdecken und immer mehr kennenlernen. Aber es wäre doch nicht genug, dabei stehen zu bleiben. Da würden wir doch gefährdet sein, uns aus dieser Welt "weg zu beamen" und in Egoismus zu verfallen. Es muss noch einen Schritt weiter gehen:
Wenn es sozusagen zu Gottes Charaktereigenschaften gehört, Zuflucht zu bieten, und wenn wir wiederum als Abbilder Gottes geschaffen sind, dann ist auch uns die Sehnsucht ins Herz geschrieben, anderen, die in Not sind, Zuflucht zu bieten. Das können wir gerade in diesen Tagen voll Freude beobachten, wie viele Menschen sich einsetzen, für die Menschen in der Ukraine.
(In Schutzengel: Auch einige von euch Firmlingen haben sich gestern bei einer Sammelaktion beteiligt. Bitte kommt mal raus.
Ein oder zwei Jugendliche fragen: Was hat dich gestern besonders berührt?
In Christkönig: kurz selber von den gestrigen Erfahrungen erzählen)
Wenn wir diesen heiligen Ort der Zuflucht in uns selber entdecken, bekommen wir dort Kraft und Mut, auch anderen einen Raum der Sicherheit und des Friedens zu eröffnen. Das wünsche ich uns für diese Zeit. Amen.