Die Welt mit weiseren Augen betrachten
Die Bibel lehrt, dass jeder Mensch aus Liebe erschaffen wurde, als Abbild Gottes und ihm ähnlich (vgl. Gen 1,26). Diese Aussage macht uns die unermessliche Würde jedes Menschen deutlich. LS 65
Mit diesem Satz aus der Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus wird uns der Ursprung des jüdisch-christlichen Menschenbildes skizziert. Die großen Erzählungen aus den Religionen und Kulturen ergänzen die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung des Menschen. Um der Sorge für das gemeinsame Haus – der gesamten Schöpfung Gottes – nachzukommen, braucht es alle guten Kräfte der menschlichen Gesellschaft, die Religionen genauso wie die Wissenschaften.
In der heutigen Lesung hören wir aus der Sicht der Religion - im Gewand einer mythologischen Erzählung -, wie der Mensch aus der ursprünglich liebenden Beziehung zu seinem Schöpfer herausfällt. Wo bist du?, (Gen 3,9)ruft Gott dem Menschen zu. Aber nicht nur die Beziehung zu Gott zerbricht an der Selbstbezogenheit des Menschen, die wir Sünde nennen. Auch die Harmonie mit den anderen und der gesamten Schöpfung wird zerstört.
Gott sei Dank gibt es in der Geschichte immer wieder Menschen, die den Bruch zwischen der Schöpfung und uns Menschen heilen. Papst Franziskus nennt das Beispiel des heiligen Franziskus von Assisi, der mit allen Geschöpfen quasi familiäre zusammenlebt und sie als Schwestern und Brüder bezeichnet und behandelt.
Aber auch Maria, deren Ursprung wir heute feiern, ist so ein Mensch. Maria, die Mutter, die für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit Schmerz für die verletzte Welt. LS 241 Heißt es am Schluss der Enzyklika. Mit Maria hat ein Teil der Schöpfung die ganze Fülle ihrer Schönheit erreicht. Mit diesem Blick auf die Vollendung von Maria schließt sich der Kreis, den das heutige Fest eröffnet. An Maria wird deutlich, was ein unverletztes, sündenfreies, und im Sinne Gottes gelungenes Leben mit Gott und seiner ganzen Schöpfung ausmacht. Darum können wir sie bitten, dass sie uns hilft, diese Welt mit weiseren Augen zu betrachten. LS 241 AMEN!