Gott wird diese Welt nicht zugrunde gehen lassen
In einer Zeitung der letzten Tage habe ich einen interessanten Bericht gelesen: Eine Journalistin diskutiert mit einer Arbeitskollegin über die „Untergangstimmung“, die in manchen Gemeinden vorherrscht. Die Arbeitskollegin fragt sie, ob sie daran glaube, dass eines Tages die Apokalypse, das Ende der Welt, eintreten werde. Die Journalistin sagte ganz trocken, dass wir in dieser schon leben, und erinnerte an die massiven Umweltkatastrophen, die sich im vergangenen Jahr ereignet hätten: Die Flutkatastrophe in Deutschland mit vielen Toten, Rekordhitze in Kanada und den USA, die nicht nur Menschenleben kostete, sondern auch zu zahlreichen Waldbränden führte. Oder auch der Tornado in Tschechien, unweit der österreichischen Grenze.
Das sind alles verschiedene Anzeichen für den Klimawandel und die Erderwärmung und sie wirken eigentlich apokalyptisch. Und dann gibt es noch unzählige blutige Konflikte in der Welt. Im August gelang es den Taliban, die Macht in Afghanistan zu übernehmen… „Das ist alles für mich eine Form der Apokalypse, da müssen wir nicht bis zur Endzeit warten“, sagt die Journalistin.
Wer das Evangelium des ersten Advent hört, wird womöglich nicht das finden, was er erwartet. Darin geht es um Weltuntergangsstimmung, statt heimeliger Vorweihnachtsatmosphäre. Für mich als Kind war die Adventzeit immer ganz besonders. Alles fühlte sich heil und schön an. Ein wenig sehne ich mich jetzt noch danach. Gleichzeitig kann ich das, was in der Welt geschieht nicht ausblenden. Es herrscht Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung – auch im Advent. Nicht jeder kann die Vorweihnachtszeit so unbeschwert, trotz Lockdown, verbringen, wie viele von uns. Manche haben finanzielle Sorgen, gesundheitliche Probleme, leben in Krisengebieten oder sind von verheerenden Naturkatastrophen betroffen. Und genau diese Menschen verliert der Evangelist Lukas nicht aus den Augen. Lukas will mit seinem Evangelium nicht Angst schüren, er ist kein Pessimist, der denkt, dass die Menschheit keine Zukunft mehr hat. Er erinnert uns: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe“. Lukas verspricht keine Erlösung, die von uns Menschen kommt. Sie kommt von Gott. In dem Kind Jesus, das schon in ein paar Wochen in der Weihnachtskrippe liegen wird, begegnet er uns. Advent und Weihnachten sind nicht einfach nur glitzernde Lametta, das wird mit der Endzeitstimmung bei Lukas deutlich. Und doch dürfen wir auf Gott vertrauen, der uns immer wieder entgegenkommt und in schwerer Zeit Hoffnung schenkt. Mit Lukas dürfen wir glauben, dass nicht der Weltuntergang kommt, sondern dass uns Jesus Christus selbst in Krisenzeiten, wie derzeit, immer wieder begegnet und uns in diesen Krisen nicht im Stich lässt, auch nicht in dieser weltweiten Corona-Pandemie.
Papst Franziskus hat 2015 eine Enzyklika, ein päpstliches Schreiben, verfasst, und ihm den Titel: Laudatio si, gegeben. Gelob seist du mein Herr. So sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem schönen Lobgesang erinnert er uns daran, dass die Erde unser gemeinsames Haus ist, gleichsam wie eine Schwester, mit der wir das Leben teilen. In der kommenden Advent – und Weihnachtszeit sollen Gedanken des Papstes aus dieser Umweltenzyklika in die Predigten einfließen.
Wie steht es um dieses gemeinsame Haus Erde, in dem wir wohnen und das wir kommenden Generationen übergeben sollen? Franziskus schreibt gleich zu Beginn: „Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat“.
Die größte Bedrohung der Schöpfung ist der Mensch, der sich anmaßt, über der Schöpfung zu stehen, der die Erde rücksichtlos für sich selbst ausbeutet. Menschen haben sogar Möglichkeiten in der Hand, die Grundlagen des Lebens zu zerstören. Die Angst vor dem Ende der Welt ist zum ständigen Begleiter der Menschheit geworden.
Der Klimawandel und die Umweltverschmutzung machen Franziskus große Sorgen. In den verschiedenen Bereichen können wir die Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörungen weltweit erkennen. In der Verunreinigung des Trinkwassers, im Verlust der Artenvielfalt und in der Auslöschung ganzer Ökosysteme. Das Klima ist ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle, erinnert der Papst. Es sei eine dringende Herausforderung unser gemeinsames Haus zu schützen. Junge Menschen verlangen mit ihren Demonstrationen (Fridays for furture) von uns allen eine Veränderung, biblisch gesprochen, eine Umkehr des Denkens und Handelns. Wir brauchen eine neue universale Solidarität, gerade mit den Ärmsten, die am Klimawandel am meisten zu leiden haben. Papst Franziskus fordert: „Alle können wir als Werkzeuge Gottes an der Bewahrung der Schöpfung mitarbeiten, ein jeder mit seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten“. Jeder kann in seinem Lebensbereich konkret etwas tun gegen die Umweltverschmutzung und Wegwerfkultur. Der Advent lädt ein, einen persönlichen Schritt zu setzten.
Bei all den düsteren Zeichen der Zeit, bei allen Verwundungen, die unsere Erde zu ertragen hat, dürfen wir trotzdem hoffen. Gott wird diese Welt nicht zugrunde gehen lassen. Er hat sie in Liebe erschaffen. Er will die Welt vollenden und uns als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen.
Einen gesegneten Advent!