Typisch christlich
Gott gab uns Atem, damit wir leben, haben wir zu Beginn der Messe gesungen. Es geht heute um gute Luft. Gute Luft war und ist in Graz immer ein großes Thema. Damit uns nicht die Luft, die gute Luft ausgeht, sind wir heute da, um zu hören, was Gott uns mit seiner guten Schöpfung in die Hände gelegt hat. Wir sind da, um uns zu besinnen und für die Schöpfung zu beten und den Segen über die Stadt und die Natur auszusprechen.
Johann und Paul, die Märtyrer aus Rom, aus der Frühzeit des Christentums, aus der Verfolgung sind als Wetterpatrone verehrt worden von den Generationen vor uns. Sie waren die Vorläufer der Hagelversicherung und des Blitzschutzes. Darüber lächeln wir heute vielleicht. Aber wir spüren in den letzten Jahren sehr deutlich, wovor die Wissenschaft schon seit Jahren warnt. Das Wetter ändert sich, das Klima wandelt sich und das ist nicht harmlos. Wir steuern auf eine Klimakatastrophe zu, die uns und den nächsten Generationen das Leben verhaut. Können uns da die alten Wetterpatrone eine Hilfe sein?
Ich bin sehr dankbar, dass dieses Thema Umweltschutz und Klimakatastrophe von verschiedenen Leuten aus den unterschiedlichsten Kirchen aufgegriffen wurde. Einer der ersten war das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirchen, der Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios. Unser Papst Franziskus hat vor fünf Jahren die vielbeachtete Enzyklika „Laudato si“ veröffentlicht, in der er sehr pointiert den Zusammenhang von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit beschreibt. Die Katholische Jugend will mit diesem Schreiben gute Luft machen und hat mit wichtigen Anliegen aus diesem Schreiben Fächer gestaltet. Einige Exemplare konnte ich noch für euch auftreiben. In unserer Diözese gibt es ein eigenes Referat für Schöpfungsverantwortung und auch in der Stadtkirche von Graz gibt es seit einem Jahr eine eigene Verantwortliche für dieses Thema, Daniela Felber, die nächstes Jahr zum Johann und Paul Fest bei uns sein wird. Ebenso in unserer Partnerdiözese Bom Jesus da Lapa hat sich eine eigene pastorale Abteilung dieser Frage der Schöpfung angenommen. Gerade in Brasilien sind die Auswirkungen des katastrophalen Klimawandels noch deutlicher zu spüren als bei uns. Und ich bin auch sehr dankbar, dass es in unserer Pfarre Christkönig einen eigenen Kreis für Schöpfungsverantwortung gibt. Annemarie Gratzl koordiniert diesen Kreis und lädt alle Interessierten zu einem nächsten Treffen am Mittwoch 8. Juli um 17 Uhr 30 in die Pfarre ein.
All diese Einrichtungen, Gruppen und Verantwortlichen machen viel Wind um dieses Thema richtiger Umgang mit der Schöpfung. Für gute Luft müssen wir alle selber sorgen. Wir wissen es, das hängt von unserm Einkaufen ab, von unserem Urlaubsverhalten. Wir sind in unserem Land in ein Konsumverhalten hineingeraten das sich sehr bedenklich negativ auf unsere Umwelt und Mitschöpfung auswirkt und für die nächsten Generationen fatal ist.
Wer die Bilder der alten Wetterpatrone Johann und Paul in dieser Kirche betrachtet, der kann sich einige Grundhaltungen von ihnen abschauen, die für einen nachhaltig positiven Umgang mit der guten Schöpfung Gottes unumgänglich sind:
Auf dem ersten Bild links sehen wir, wie Johann und Paul Verantwortung übernehmen als Beamte im Haushalt der Kaisertochter Konstantia. Dieses Verantwortungübernehmen für den Haushalt, für die Ökonomie, hat drei wesentliche Konsequenzen, die in den anschließenden Bildern dargestellt sind:
- Typisch christlich kümmern sie sich um die Armen
- Typisch christlich halten sie sich von den Götzen fern, die vom nächsten römischen Kaiser wieder eingeführt werden. Götzendienst ist damals und heute nicht nur eine religiös-dogmatische Frage sondern eine Frage des Lebensstils. Götzen sind die Dinge, denen wir heute huldigen und opfern und dabei das ökologische Gleichgewicht zerstören.
- Typisch christlich sind Johann und Paul standhaft, beweisen Rückgrat und opfern ihr Leben und nicht ihre Überzeugung.
Verantwortung zu übernehmen und sich standhaft für eine schöpfungsgerechte und soziale Ökologie einzusetzen ist unser christlicher Auftrag heute. Der Gedenktag Johann und Paul ist heuer ein Friday for future. Hören wir auf unsere Jugend, damit ihnen und uns die Luft nicht ausgeht.
Gott gab uns Hände, damit wir handeln. Er gab uns Füße, dass wir fest stehen. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen. AMEN!