Kirche hilft | Teil 5
Notwendige Teilhabe am Gesundheitswesen schaffen

Dr. Irene Holzer ist seit 2006 die ärztliche Leiterin der Marienambulanz Graz.  | Foto: Gimpel
3Bilder
  • Dr. Irene Holzer ist seit 2006 die ärztliche Leiterin der Marienambulanz Graz.
  • Foto: Gimpel
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Marienambulanz – medizinische Grundversorgung für Menschen in Not. Dr. Irene Holzer, ärztliche Leiterin, erklärt, was das bedeutet.

Eine Patientin, die auch nach Jahren immer wieder in unserem Team zur Sprache kommt, ist die erste Schwangere, die wir in der Marienambulanz betreut haben. Sie war, wie viele unserer PatientInnen, nicht versichert, aber eine Kämpfernatur. Sie kämpfte hart darum, Arbeit zu finden, sich in die österreichische Gesellschaft zu integrieren, ihrem Kind ein gutes Leben zu ermöglichen. Noch mehrere Jahre kam sie mit ihrem Sohn zu uns, der nun schon im Teenageralter sein dürfte. Sie hat uns als Team sehr geprägt und zeigt beispielhaft die Stärke, die viele der PatientInnen mitbringen.

Ich bin seit über 20 Jahren in der Marienambulanz tätig, erst ehrenamtlich und seit 2006 als ärztliche Leiterin. Zusammen mit unserer organisatorischen Leiterin lenke ich die Geschicke der Ambulanz, koordiniere den ärztlichen Dienst und bin in der allgemeinmedizinischen Versorgung der PatientInnen tätig.

Wer sich an uns wenden kann
Im Prinzip kann sich jede und jeder an die Marienambulanz wenden, der oder die keine Krankenversicherung hat. Viele PatientInnen haben auch Probleme, sich im österreichischen Gesundheitssystem zurechtzufinden, oder sie beherrschen die deutsche Sprache nicht ausreichend. Ihnen allen bieten wir Erstgespräche und (fachärztliche) Untersuchungen, im Bedarfsfall mit DolmetscherInnen.

Erschwert durch Digitalisierung
Der Querschnitt unserer PatientInnen hat zwei Charakteristika gemein: Sie zählen zur ärmeren Bevölkerungsschicht und verfügen über wenig(er) formale Bildung. Vielen fehlt es neben der Versicherung an Möglichkeiten, im Gesundheitssystem Fuß zu fassen, etwa am Internetzugang, um Termine bei Ärzten oder Ämtern zu vereinbaren. Die durch Corona beschleunigte Digitalisierung im System hat hier nochmals prekärere Verhältnisse geschaffen.

Was unsere Arbeit auszeichnet, ist, dass wir so gut als Team funktionieren und die Arbeit wirklich gerne machen. Wir empfangen alle PatientInnen offen und freundlich, das macht die Niederschwelligkeit in der Ambulanz aus. Nicht immer können wir eine Lösung finden, aber zumindest ein Gespräch und ein freundliches Wort bieten und auf-zeigen, was möglich ist. Das ist unsere Haltung zu Menschen, denen es nicht gut geht – egal wo sie herkommen und in welchem Zustand sie sind.

Dr. Irene Holzer (Bild oben) ist seit 2006 die ärztliche Leiterin der Marienambulanz Graz.

GUT ZU WISSEN

Die Marienambulanz ist eine offene Ambulanz mit niederschwelliger allgemeinmedizinischer Erst- und Grundversorgung für Menschen in Not. Sie ist da für Menschen ohne Versicherung oder jene, die in schwierigen Lebenslagen sind. Jede(r) ist willkommen und wird respektvoll behandelt – kostenlos, barrierefrei, auf Wunsch mit Dolmetsch.

Die Marienambulanz
… beschäftigt ein multiprofessionelles Team an Mitarbeiter-Innen.
… bietet Kontakt zu ÄrztInnen, medizinischen Fachkräften und einer Sozialarbeiterin.
… bietet Fachordinationen wie Frauensprechstunden, psychiatrische Sprechstunden und zahnmedizinische Behandlungen.

Kontakt:
Mariengasse 24,
Eingang Kleiststraße 73, 8020 Graz. Werktags täglich geöffnet.
Allgemeinmedizinische Sprechstunde: 12 bis 14 Uhr.
Erreichbar unter 0316 8015-351, im Internet unter caritas-steiermark.at/marienambulanz

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ